Guten Tag liebe Leser,
es gibt nichts neues über die Beinverlängerung zu erzählen, dieses Kapitel ist Gott sei Dank abgeschlossen.
Hiermit möchte ich mich bei meinem "Lieblings Osteopathen" bedanken und ihn wärmstens weiterempfehlen: Normen Wolke, Osteopath und Heilpraktiker, Osteopathie Praxis Berlin
Tuesday, May 06, 2008
Friday, January 26, 2007
Timetable - Eine irre Zeit!
Rückblickend muss ich mich selber manchmal wundern.
Hier in Kürze die Eckdaten, wann was bereits (un)möglich war:
12. Januar:
- 7stündige Operation am rechten Bein (Details: www.beinverlaengerung.de)
14. Januar
- Aufstehen, an Krücken zur Toilette
16. Januar
- An Krücken zum Café Mozart (Abenteuer auf der Rolltreppe)
Dann ne Weile nix Neues
In der Reha, ca. 20.Februar- Es wird verwehrt, an der Kletterwand zu trainieren, schade :-(
- Dafür wird heimlich geschwommen. Eigentlich ist ja nur Wassertreten erlaubt
Die Zeit in der Pension Reigber/Mannheim
- März - Juni
- Unterschlupf bei guten Freunden
- Tagsüber Müllentsorgung in der eigenen Wohnung. Die hinterlassenen Habseligkeiten des Ex-Freundes werden in IKEA-Taschen Stufe für Stufe nach untern befördert und in die Mülltonne gewuchtet. Da die Krücken dabei im Weg sind, dauert die Prozedur sehr lange.
- Malerarbeiten in der Wohnung: zuerst mit Freunden, die es nicht erlauben auf die Leiter zu steigen, dann einmal heimlich allein, aus Gründen der Ungeduld. Hilfreich war die Küchenhexe, auf die geklettert wurde, zwei Finger fanden Halt am oberen Türrahmen, die linke Hand pinselte die Wand bis zur Decke,
Mai
- Spontaner Ausflug an die Ostsee zum Anzelten.
- Krücken mit Stoff umwickeln unnötig, kein Problem damit die Sanddünen hoch und runter zu stockeln
- erster Schreck beim Drachenfliegen, starker Wind will Kim von den Beinen reissen, sie sitzt in der Grätsche am Boden, Turn Around hält sie fest, Tim hält Turn around fest und so wird die Schlange über den Sandboden geschleift
- Bad im Meer stellt sich als gar nicht so einfach heraus, denn das Wasser ist ziemlich flach und die Krücken sollen nicht bis ganz hinein genommen werden. Lösung: Hüpfen auf einem Bein
Mitte Mai:
- erneute Operation: der Antriebsmotor wird entfernt
Operation der vierte Tag:
- Anruf der [tini] AG, Jobangebot Design. Das Kind ist in den Brunnen gefallen, entweder Kim reagiert sofort, oder der Job wird jemandem anders angeboten: Wie immer: Deadline war gestern.
- Krankenhausaufenthalt wird abgebrochen, sofort ein Zug gebucht und nach Berlin gereist. 7 Stunden im unbequemen Abteil sitzen. OP-Wunde noch ganz frisch.
- Turn Around holt Kim mit dem Moped ab. Das Höllengerät. Schwierig ist nur das Aufsteigen auf den Gilera Runner 180, danach ist alles easy: Krücken an der Seite entlange, wird ein Autofahrer frech, einmal damit ausholen, ansonsten einfach nur bequem sitzen und geniessen. Absteigen gestaltet sich wieder schwieriger.
Juni
Der ersehnte Zeitpunkt naht:
Bald darf sie die Krücken weglegen!
- Heimlich probiert sie schon einige "Hühnerdäpperle", Mini-Schritte ohne Stöcke
Juli
- Die Belastung wird ehöht auf 50 Kilo, kurz darauf landen die Stöcke in der Ecke.
- Das Bein ist leider viel zu dünn. Es kann das (zugegebenermassen wenige) Gewicht von Kim trotzdem kaum tragen.
- Also fährt sie Fahrrad und hat zur Sicherheit eine Krücke dabei. Im Falle, dass sie auf der rechten Seite absteigen muss. Dann würde nämlich das Beinchen ohne Muskeln einfach einknicken und Kim auf die Nase fallen.
- Ausserdem geht sie wiederr Klettern. Ein komisches Bild: mit Krücke an die Wand, dann mit Lässigkeit ne 6- geklettert: Drei-Punkt System ...
Einmal kommt ein Kletterer auf sie zu: Oh weh, du hinkst, hast du dich eben in derr Wand verletzt?
August
- Windsurfen am Bodden.
Kaum auf dem rechten Bein stehen können, aber auf dem Brettle stehen. Das Metall im Bein wird's schon halten!
Sorgenvolle Gesichter der Freunde werden übersehen.
Thursday, January 04, 2007
Konrad erzählt
„Jo do worn mer dehn im Viabettzimmer …“
Der Einfachheit halber synchronisiert der Babelfisch unmöglichen südbayrischen Dialekt in einen leichtgefärbten gerade noch verständlichen Akzent.
Konrad erzählt also gerade vom 60-jährigen Mitbewohner des Münchner Krankenhauses, der frisch am Magen operiert ins Vierbettzimmer hinzustieß.
„Und kaum ist der aufgewacht, fing der an zu schreien: ‚I hob Hunger! Gebts mir wos zu essen! Ja Kruzifix, wieso krieg ich denn nichts zu essen!’ Das war eben zur Abendbrotzeit und es hatten alle Semmeln und Würste auf dem Nachttisch! Mein Hunger im Krankenhaus hielt sich in Grenzen, eine Semmel gab ich dem ab, damit er endlich Ruhe gibt. Blutige Hennekepf, hat der ein Geschrei gemacht. Am anderen Morgen war er immer noch nicht satt. Er aß noch eine Semmel und meinen Quark, einen zweiten Kaffe mit Zucker und Sahne bekam er vom anderen Bettnachbarn, einem ewig vor sich hinmaulenden Schwaben.
Der hat was zammengegessen, der Kerl! Wo’s do herinnen ja in aller Herrgotts Früh mit Semmeln und Kaffe ankummen, um zwölfe gibt’s scho a Mittagessen und danach gleich a Stickerl Kuchen zum Kaffe. Des hot der natürlich alles zammgessen.
Des Fröschel auf der Skala der Zuckermesswerte musste in schwindelerregende Höhen klettern. Jetzt war der auch noch Diabetiker!
Mit engelsgleicher Unschuldsmiede jammerte er die Schwester an:‚ich versteh das nicht, hier im Krankenhaus steigt und steigt mein Zucker ….’“
Jedenfalls hatte der 60-jährige Schwerenöter noch drei Tage lang Konrads Semmeln und „Stickerl“ kuchen gegessen bis er sich von seiner 20 Jahre jüngeren Frau abholen liess.
„Dann hot der ins Telefon eine gebläärt (blären, hochdt.=plärren), in einer Lautstärke, dass der Schwabe beinah aus dem Bett gfallen wär. ‚Schnecke!’ hot er gschrien, „Schnecke, ja geh halt mal raus aus der Kneipe, des is so laut herinnen!’“
Schnecke holte ihn ab, sie fuhren zum Viktualienmarkt und aßen heißen Leberkas mit Senf. Kaum war der magengeplagte Schreihals draußen, nölte der Schwabe halblaut vor sich hin. Ich wusste nicht, redt der jetzt mit mir, des war so ein hektischer kleiner Kerl, mit einem Höllendialekt, i hobs fost koi Wörtl verstonden …“
Konrad breitete seine Lachfalten aus und fuhr fort:
„Jetzt hat der eine beim Einpacken das ganze Zeug vom Waschbrettl mitgenommen und der Schwabe schrie: ’Mei Zahnbürstl hot der mitgnomme! Und meinen Becher!
Den muß man anrufen, der hat ja alle meine Sachen mitgenommen, der muß mein Bürstchen wiederbringen!’
Keine Ruhe hat der gegeben, den ganzen Tag hat der seinem Zahnbürstl nachgeheult. Sogar seiner Frau lag er in den Ohren, dass man den anrufen müsse, damit er sein Bürstchen und seinen Becher wiederbringt.
Die Frau hatte irgendwann zuviel. ‚Jetzt laß aber mal gut sein, wegen diesem gschissnen Bürstle, das würden wir sowieso in den Müll werfen, wenn der das zurückbringt, pfui Deifel, das würdest du doch nicht mehr benutzten, ich bring dir halt n neues vorbei, aber Himmel Herrgott aber auch, jetzt hör mal auf, wegen diesem Becher loszublären!’“
Um den Tisch war es schon beim ersten Mal „blääääären“ geschehen. Der massige Körper der bald pensionierten Kellnerin Bärbel lauerte in der Nähe. Sie fand das Ganze sehr suspekt. Aber Konrad war in Fahrt und kaschperte und fuchtelte am Tisch herum, äffte alle möglichen Leute nach, vor allem, die Unfröhlichen, die mit 50 am Tisch sitzen, einen Buckel machen und vor sich hin grienen.
„Jaaaaaaa. Jaaa.“ Sagen die dann.
Und das färbt ab.
Er lässt seine Gesichtszüge nach unten hängen, berührt beinahe mit der Nase den Teller und schnieft „jaaa. Hajaaaa.“
So Leute gibt es, sagt er. Dann springt er innerlich wieder auf, die Augen glitzern: „und ich sag dann zum Kollegen, aber was denn, mach Urlaub, nach Italien, mit deiner Frau“ um sogleich wieder in Lethargie zu verfallen:
„Hajaaa. Mhm. Weiß auch nicht. Jaaajaaa.“
Bärbel, die Kellnerin lauschte. Jetzt baut sie sich vor Konrad auf und fragt: „Muß ich etwa so werden, wenn ich in Rente gehe …!?“
Der Einfachheit halber synchronisiert der Babelfisch unmöglichen südbayrischen Dialekt in einen leichtgefärbten gerade noch verständlichen Akzent.
Konrad erzählt also gerade vom 60-jährigen Mitbewohner des Münchner Krankenhauses, der frisch am Magen operiert ins Vierbettzimmer hinzustieß.
„Und kaum ist der aufgewacht, fing der an zu schreien: ‚I hob Hunger! Gebts mir wos zu essen! Ja Kruzifix, wieso krieg ich denn nichts zu essen!’ Das war eben zur Abendbrotzeit und es hatten alle Semmeln und Würste auf dem Nachttisch! Mein Hunger im Krankenhaus hielt sich in Grenzen, eine Semmel gab ich dem ab, damit er endlich Ruhe gibt. Blutige Hennekepf, hat der ein Geschrei gemacht. Am anderen Morgen war er immer noch nicht satt. Er aß noch eine Semmel und meinen Quark, einen zweiten Kaffe mit Zucker und Sahne bekam er vom anderen Bettnachbarn, einem ewig vor sich hinmaulenden Schwaben.
Der hat was zammengegessen, der Kerl! Wo’s do herinnen ja in aller Herrgotts Früh mit Semmeln und Kaffe ankummen, um zwölfe gibt’s scho a Mittagessen und danach gleich a Stickerl Kuchen zum Kaffe. Des hot der natürlich alles zammgessen.
Des Fröschel auf der Skala der Zuckermesswerte musste in schwindelerregende Höhen klettern. Jetzt war der auch noch Diabetiker!
Mit engelsgleicher Unschuldsmiede jammerte er die Schwester an:‚ich versteh das nicht, hier im Krankenhaus steigt und steigt mein Zucker ….’“
Jedenfalls hatte der 60-jährige Schwerenöter noch drei Tage lang Konrads Semmeln und „Stickerl“ kuchen gegessen bis er sich von seiner 20 Jahre jüngeren Frau abholen liess.
„Dann hot der ins Telefon eine gebläärt (blären, hochdt.=plärren), in einer Lautstärke, dass der Schwabe beinah aus dem Bett gfallen wär. ‚Schnecke!’ hot er gschrien, „Schnecke, ja geh halt mal raus aus der Kneipe, des is so laut herinnen!’“
Schnecke holte ihn ab, sie fuhren zum Viktualienmarkt und aßen heißen Leberkas mit Senf. Kaum war der magengeplagte Schreihals draußen, nölte der Schwabe halblaut vor sich hin. Ich wusste nicht, redt der jetzt mit mir, des war so ein hektischer kleiner Kerl, mit einem Höllendialekt, i hobs fost koi Wörtl verstonden …“
Konrad breitete seine Lachfalten aus und fuhr fort:
„Jetzt hat der eine beim Einpacken das ganze Zeug vom Waschbrettl mitgenommen und der Schwabe schrie: ’Mei Zahnbürstl hot der mitgnomme! Und meinen Becher!
Den muß man anrufen, der hat ja alle meine Sachen mitgenommen, der muß mein Bürstchen wiederbringen!’
Keine Ruhe hat der gegeben, den ganzen Tag hat der seinem Zahnbürstl nachgeheult. Sogar seiner Frau lag er in den Ohren, dass man den anrufen müsse, damit er sein Bürstchen und seinen Becher wiederbringt.
Die Frau hatte irgendwann zuviel. ‚Jetzt laß aber mal gut sein, wegen diesem gschissnen Bürstle, das würden wir sowieso in den Müll werfen, wenn der das zurückbringt, pfui Deifel, das würdest du doch nicht mehr benutzten, ich bring dir halt n neues vorbei, aber Himmel Herrgott aber auch, jetzt hör mal auf, wegen diesem Becher loszublären!’“
Um den Tisch war es schon beim ersten Mal „blääääären“ geschehen. Der massige Körper der bald pensionierten Kellnerin Bärbel lauerte in der Nähe. Sie fand das Ganze sehr suspekt. Aber Konrad war in Fahrt und kaschperte und fuchtelte am Tisch herum, äffte alle möglichen Leute nach, vor allem, die Unfröhlichen, die mit 50 am Tisch sitzen, einen Buckel machen und vor sich hin grienen.
„Jaaaaaaa. Jaaa.“ Sagen die dann.
Und das färbt ab.
Er lässt seine Gesichtszüge nach unten hängen, berührt beinahe mit der Nase den Teller und schnieft „jaaa. Hajaaaa.“
So Leute gibt es, sagt er. Dann springt er innerlich wieder auf, die Augen glitzern: „und ich sag dann zum Kollegen, aber was denn, mach Urlaub, nach Italien, mit deiner Frau“ um sogleich wieder in Lethargie zu verfallen:
„Hajaaa. Mhm. Weiß auch nicht. Jaaajaaa.“
Bärbel, die Kellnerin lauschte. Jetzt baut sie sich vor Konrad auf und fragt: „Muß ich etwa so werden, wenn ich in Rente gehe …!?“
Im Speisesaal: Konrad und Heidemarie
Der Speisesaal war bevölkert mit Menschen fortgeschrittenen Alters, an Krücken, im Rollstuhl, besonders dicke und besonders bandagierte. Kim selektierte das Geschehen aus der Vogelperspektive. Zu gemischt waren ihre Gefühle und voller Vorurteile gegen das Sanatorium der alternden alten Menschen. Wo sind die ganzen Kreuzbandrisse, die leicht verunglückten Snowboardfahrer, mit denen sie beim therapeutischen Klettern ihren Spaß haben würde?
Ein Kellner fängt sie ab, geleitet sie an ihren Platz. Am Tisch sitzen Konrad, Heidemarie und Markus. Oberflächlich gesehen ebenfalls eine Generation älter als Kim, aber wenigstens nur eine!
Spätestens nach dem zweiten Frühstück hat Kim die Vogelperspektive mit Warp neun verlassen, ihre Tischnachbarn liebgewonnen und bereits drei neue Lachfalten erworben.
Getreu nach Konrads Lieblingsspruch: „Manche homs Lachfalten, ondre eben Tränensäcke!“
Konrad ist ein lustiger urbayrischer Sprücheklopfer, ein junggebliebenes Kaschperle, so dass Kims inneres Ich den allgemeinen Altersunterschied bereits eingeebnet hat.
Sie lacht los, als Konrad ganz erstaunt Heidemaries Lebensgeschichte kommentiert: „Was, dein Mann ist erst fünfzig!?“
"So alt schon!?". Peinliche Stille. Klar. Konrad ist bestimmt auch schon fünfzig oder drüber. Kim ist halt erst 30.
Das innere Ich bemerkt, wie es sich über jeden Altersunterschied hinwegsetzten kann.
Diese Anpassung funktioniert in beide Richtungen erinnert es sich, denn mit der 18jährigen Nichte sprang Kim auf Hip-Hop Partys herum, kaufte alberne Klamotten und ging als 23jährige "coole" Tante durch.
Ein Kellner fängt sie ab, geleitet sie an ihren Platz. Am Tisch sitzen Konrad, Heidemarie und Markus. Oberflächlich gesehen ebenfalls eine Generation älter als Kim, aber wenigstens nur eine!
Spätestens nach dem zweiten Frühstück hat Kim die Vogelperspektive mit Warp neun verlassen, ihre Tischnachbarn liebgewonnen und bereits drei neue Lachfalten erworben.
Getreu nach Konrads Lieblingsspruch: „Manche homs Lachfalten, ondre eben Tränensäcke!“
Konrad ist ein lustiger urbayrischer Sprücheklopfer, ein junggebliebenes Kaschperle, so dass Kims inneres Ich den allgemeinen Altersunterschied bereits eingeebnet hat.
Sie lacht los, als Konrad ganz erstaunt Heidemaries Lebensgeschichte kommentiert: „Was, dein Mann ist erst fünfzig!?“
"So alt schon!?". Peinliche Stille. Klar. Konrad ist bestimmt auch schon fünfzig oder drüber. Kim ist halt erst 30.
Das innere Ich bemerkt, wie es sich über jeden Altersunterschied hinwegsetzten kann.
Diese Anpassung funktioniert in beide Richtungen erinnert es sich, denn mit der 18jährigen Nichte sprang Kim auf Hip-Hop Partys herum, kaufte alberne Klamotten und ging als 23jährige "coole" Tante durch.
Thursday, November 23, 2006
AB INS SANATORIUM
Die Fahrt ins Sanatoriom war Klasse
Alles war zu spät.
Kein Arztbrief fertig, keine Röntgenanweisung, der Rucksack zwar gepackt aber mit 20 Kg definitiv zu schwer für Kims (K)Rücken.
Und die zwei nettesten Johanniter mit den sternblauesten Augen des Universums standen mit einem gepolsterten fahrbaren Sessel zur Abfahrt bereit. Kim schmilzt dahin.
Johanniter-der-Schönere war ein Latex Freak und so wunderte sich keiner, dass sein Krankentransporter über und über mit Latex Handschuhen bestückt war. Das Blaulicht, die Rückspiegel, Scheibenwischer, jede nur erdenkliche Erhebung hatte einen Handschuh mit abgespreizten Fingern an. Mit schönem Gruß vom lachenden Chef.
Kim suchte die versteckte Kamera. War das ein Krankentransport oder ein Karnevalsumzug!?
Sie durfte sich die Strecke aussuchen, wählte Landstraße und fand sich eine halbe Stunde später an einer Rodelbahn wieder. Um die Zeit nicht überzustrapazieren und weil das Sitzen im Rodel selbst für Kims topform-operiertes Bein eher unbequem war erlaubte der tolle blauäugige Latex Freak nur eine einzige Rodelpartie.
On the road again wurde sie in die Geheimnisse lebenserhaltender Apparaturen im Transporter eingeweiht. Einer Verkaufsveranstaltung ähnlich führte Johanniter-der-auch-sehr-Süße den gesamten Inhalt des vorläufigen Chirurgen Koffers vor.
Im Sanatorium schleppen die Jungs Kims Tüten, Rucksack und Krücken zur Patientenaufnahme um gleich den Zimmerschlüssel in Empfang zu nehmen. „Äh, hallo?“ ruft sie von der Tür aus hinterher "darf ich jetzt etwa ohne Krücken gehen ...!?"
Bis vor die Zimmertür wird sie geleitet. Aber sie traut sich nicht, die Tür zu öffnen, das ist ein Sanatorium, da will kein Mensch hin. Alle drei stehen betreten vor der Tür. „Ich will da nicht hinein“ würgt Kim hervor.
„Sollen wir dich lieber wieder mitnehmen …?“
Alles war zu spät.
Kein Arztbrief fertig, keine Röntgenanweisung, der Rucksack zwar gepackt aber mit 20 Kg definitiv zu schwer für Kims (K)Rücken.
Und die zwei nettesten Johanniter mit den sternblauesten Augen des Universums standen mit einem gepolsterten fahrbaren Sessel zur Abfahrt bereit. Kim schmilzt dahin.
Johanniter-der-Schönere war ein Latex Freak und so wunderte sich keiner, dass sein Krankentransporter über und über mit Latex Handschuhen bestückt war. Das Blaulicht, die Rückspiegel, Scheibenwischer, jede nur erdenkliche Erhebung hatte einen Handschuh mit abgespreizten Fingern an. Mit schönem Gruß vom lachenden Chef.
Kim suchte die versteckte Kamera. War das ein Krankentransport oder ein Karnevalsumzug!?
Sie durfte sich die Strecke aussuchen, wählte Landstraße und fand sich eine halbe Stunde später an einer Rodelbahn wieder. Um die Zeit nicht überzustrapazieren und weil das Sitzen im Rodel selbst für Kims topform-operiertes Bein eher unbequem war erlaubte der tolle blauäugige Latex Freak nur eine einzige Rodelpartie.
On the road again wurde sie in die Geheimnisse lebenserhaltender Apparaturen im Transporter eingeweiht. Einer Verkaufsveranstaltung ähnlich führte Johanniter-der-auch-sehr-Süße den gesamten Inhalt des vorläufigen Chirurgen Koffers vor.
Im Sanatorium schleppen die Jungs Kims Tüten, Rucksack und Krücken zur Patientenaufnahme um gleich den Zimmerschlüssel in Empfang zu nehmen. „Äh, hallo?“ ruft sie von der Tür aus hinterher "darf ich jetzt etwa ohne Krücken gehen ...!?"
Bis vor die Zimmertür wird sie geleitet. Aber sie traut sich nicht, die Tür zu öffnen, das ist ein Sanatorium, da will kein Mensch hin. Alle drei stehen betreten vor der Tür. „Ich will da nicht hinein“ würgt Kim hervor.
„Sollen wir dich lieber wieder mitnehmen …?“
Wednesday, October 04, 2006
Zitate
- Niedlicher Stations-Lieblingsarzt zu Janine, die unter Schmerzen versucht ihr Knie zu beugen: „Ja! Weiter! Denken Sie an etwas Schönes! ( …)“
- „???“
- „An einen Apfelbaum! „
- Lieblingsstationsarzt zieht Janine die Blutschläuche. Ihr Freund wartet draußen.
Janine: „So, jetzt darf mein Schatz aber wieder kommen, oder?“
Lieblingsstationsarzt ruft zur Tür hinaus: „Schaaaatz! Komm rein!“
- Lieblingsstationsarzt ist begeistert von Janines Freund, der zweihundert Kilometer hergefahren kommt, einen ganzen Tag bei ihr bleibt und verspricht am nächsten Tag wiederzukommen.
Lieblingsstationsarzt: „Hättest du doch was gesagt, dann hätte er MEIN Zimmer haben können.“
- Lieblingsstationsarzt zieht unter vielen „au-au-au“`s die Fäden: „Ach richtig, hier bin ich ja wieder im Memmenzimmer…“
- Die Wunde blutet, Daphne hat überdies einen niederen HB Wert, sie sieht der Wandfarbe erschreckend ähnlich und schläft viel. Die Schwestern sagen, sie soll viel Fleisch essen und rote Säfte trinken. Der niedliche Lieblingsstationsarzt sagt ihr, sie solle sich auf die Wunde legen um die Blutung zu dämmen.
Daphne ist Dr. der Biologie und hält das für ausgemachten Blödsinn. Sie sorgt sich. Ruft nach einiger Zeit und erneutem Blutverlust den Chefarzt. Der ist schon zu Hause, statt dessen kommt der nunmehr garstige Lieblingsstationsarzt und beharrt auf seiner Theorie des „menschlichen Druckverbandes“. Sie streiten ein wenig. Der Lieblingsstationsarzt möchte keine Blutkonserve verabreichen, das Risiko ist zu hoch. Den Verband wird er an diesem Abend auch nicht mehr öffnen. Daphne will das alles auch nicht, aber sie will eine irgendwie geartete fachmännische Beruhigung hören. Lieblingsstationsarzt: “Was soll ich denn machen, ich kann ihnen doch keinen Korken auf die Wunde stecken!“
- Gott der Erfinder des Knochenmark Distraktionsnagel zu Janine in der 7 Uhr früh Visite: „Und essen Sie kein Nutella, das macht dick!“
- Gott der Erfinder Knochenmark Distraktionsnagel: „Hören Sie auf den Dr. Gettert, der weiß das. Und wenn er es nicht weiß, dann fragt er mich.“
- Papa ist auf Besuch. Er kommt, setzt sich unruhig hin, zappelt ein wenig und liest zehn Minuten Zeitung.
Papa: „Mama, sollen wir dann gehen, oder“
- Papa hält es doch länger aus, geht mit ins Kaffe, rennt in einem Affenzahn die Strasse lang, lässt sich in einen Sessel plumpsen und sagt vorwurfsvoll: „I muass jetz hoim, i bin miad (müde), i ka nemme so schnell laufa…“
- Die ewig nölende Omi, die lieber wieder in der Poliklinik bei den Privaten wäre: „Jah! Drüben ist auch der Auflauf viel besser!“
- Lieblings Wörter (gesprochen von der aus Linz stammenden Österreicherin Sandra):
s’Gwond (Gewand = Klamotten),
Glocke (=Schwesternklingel),
Eeeeeeeeeeeeeeeeeh!? (=Hallo beim Abnehmen des Telefons),
Eh guat (=Antwort auf die Frage nach dem Befinden),
u-guater Mo (unguter Mann= einer der Baggert),
Kraizstich (=Spinalanästhesie)
- „???“
- „An einen Apfelbaum! „
- Lieblingsstationsarzt zieht Janine die Blutschläuche. Ihr Freund wartet draußen.
Janine: „So, jetzt darf mein Schatz aber wieder kommen, oder?“
Lieblingsstationsarzt ruft zur Tür hinaus: „Schaaaatz! Komm rein!“
- Lieblingsstationsarzt ist begeistert von Janines Freund, der zweihundert Kilometer hergefahren kommt, einen ganzen Tag bei ihr bleibt und verspricht am nächsten Tag wiederzukommen.
Lieblingsstationsarzt: „Hättest du doch was gesagt, dann hätte er MEIN Zimmer haben können.“
- Lieblingsstationsarzt zieht unter vielen „au-au-au“`s die Fäden: „Ach richtig, hier bin ich ja wieder im Memmenzimmer…“
- Die Wunde blutet, Daphne hat überdies einen niederen HB Wert, sie sieht der Wandfarbe erschreckend ähnlich und schläft viel. Die Schwestern sagen, sie soll viel Fleisch essen und rote Säfte trinken. Der niedliche Lieblingsstationsarzt sagt ihr, sie solle sich auf die Wunde legen um die Blutung zu dämmen.
Daphne ist Dr. der Biologie und hält das für ausgemachten Blödsinn. Sie sorgt sich. Ruft nach einiger Zeit und erneutem Blutverlust den Chefarzt. Der ist schon zu Hause, statt dessen kommt der nunmehr garstige Lieblingsstationsarzt und beharrt auf seiner Theorie des „menschlichen Druckverbandes“. Sie streiten ein wenig. Der Lieblingsstationsarzt möchte keine Blutkonserve verabreichen, das Risiko ist zu hoch. Den Verband wird er an diesem Abend auch nicht mehr öffnen. Daphne will das alles auch nicht, aber sie will eine irgendwie geartete fachmännische Beruhigung hören. Lieblingsstationsarzt: “Was soll ich denn machen, ich kann ihnen doch keinen Korken auf die Wunde stecken!“
- Gott der Erfinder des Knochenmark Distraktionsnagel zu Janine in der 7 Uhr früh Visite: „Und essen Sie kein Nutella, das macht dick!“
- Gott der Erfinder Knochenmark Distraktionsnagel: „Hören Sie auf den Dr. Gettert, der weiß das. Und wenn er es nicht weiß, dann fragt er mich.“
- Papa ist auf Besuch. Er kommt, setzt sich unruhig hin, zappelt ein wenig und liest zehn Minuten Zeitung.
Papa: „Mama, sollen wir dann gehen, oder“
- Papa hält es doch länger aus, geht mit ins Kaffe, rennt in einem Affenzahn die Strasse lang, lässt sich in einen Sessel plumpsen und sagt vorwurfsvoll: „I muass jetz hoim, i bin miad (müde), i ka nemme so schnell laufa…“
- Die ewig nölende Omi, die lieber wieder in der Poliklinik bei den Privaten wäre: „Jah! Drüben ist auch der Auflauf viel besser!“
- Lieblings Wörter (gesprochen von der aus Linz stammenden Österreicherin Sandra):
s’Gwond (Gewand = Klamotten),
Glocke (=Schwesternklingel),
Eeeeeeeeeeeeeeeeeh!? (=Hallo beim Abnehmen des Telefons),
Eh guat (=Antwort auf die Frage nach dem Befinden),
u-guater Mo (unguter Mann= einer der Baggert),
Kraizstich (=Spinalanästhesie)
17. Am Rande bemerkt
Kim erzählt der ungläubigen Münchnerin: „In Berlin gibt es einen neuen Ausbildungsberuf: „Drehbratenspießfachverkäufer“. ‚Döner-Maxe’, das kann man richtig lernen in drei Jahren Ausbildung. Da erfährt man, wie viel Prozent Sägemehl dem Leberkäse Döner beigemischt werden darf und wie man korrekt ‚mit Sosssse und alles’ ausspricht.
Und all das nur, damit man am Schluss so einen Wisch erhält.
Und all das nur, damit man am Schluss so einen Wisch erhält.
15. Es ist uns eine Ehre
Daphne die mutige Vorreiterin einer jeglichen Extremitätenverlängerung, unterhält sich mit Gott dem Erfinder des Knochenmark Distraktionsnagels wie mit einem guten alten Freund. Die beiden verbinden schließlich drei der ersten Implatantionen mit entsprechend vielen Höhen und Tiefen, Komplikationen etc. - Gott der Erfinder des Knochnamarks Verlängerungsnagel war damals ein kleiner Stationsarzt. Nun kommt er gerne zwischen den OP’S ins „Memmenzimmer“ und schnackt mit den Mädchen.
14. Lieblingsstationsarzt fällt in Ungnade
Nicht nur, dass er laut der Daphne, Dr. Bio., ne Menge Schwachsinn verzapft, nein, er verteidigt seine abstrusen Ideen auch noch hartnäckig.
Wie kann ein HB Wert von 6,2 innerhalb weniger Stunden auf 10 steigen? Der Lieblingsstationsarzt hat sofort eine einleuchtende Erklärung: „So was kommt schon mal vor …“ Leider verloren, tatsächlich handelte es sich um ein Fehlerhaftes Ablesen der Pflegers. Da er diesen Sachverhalt nicht sofort erkannte brach der vorprogrammierte Streit von der Bettkante.
Der Arme, er schuftet wie ein Tier, hat 12 Tage am Stück Dienst, bietet „Schatz“ (André, siehe Zitate) sein Zimmer an und erntet von Daphne, Kim und Janine nichts als Widerspruch. Aber was muss er auch so besonders charmant sein, und was muss er Janine wichtig korrigieren, wenn sie „die Muskel“ anstatt „der Muskel“ sagt.
„Alles was stark und gut ist, ist männlich“. Oh je, Herr Doktor, grosser Fauxpax!
Darüberhinaus lässt er beim Fädenziehen die Bemerkung fallen, er befinde sich wieder im „Memmenzimmer“.
Und vergisst prompt beim Verbandswechsel an Janines externem Fixateur eine Metallstrebe abzukleben…
Wie kann ein HB Wert von 6,2 innerhalb weniger Stunden auf 10 steigen? Der Lieblingsstationsarzt hat sofort eine einleuchtende Erklärung: „So was kommt schon mal vor …“ Leider verloren, tatsächlich handelte es sich um ein Fehlerhaftes Ablesen der Pflegers. Da er diesen Sachverhalt nicht sofort erkannte brach der vorprogrammierte Streit von der Bettkante.
Der Arme, er schuftet wie ein Tier, hat 12 Tage am Stück Dienst, bietet „Schatz“ (André, siehe Zitate) sein Zimmer an und erntet von Daphne, Kim und Janine nichts als Widerspruch. Aber was muss er auch so besonders charmant sein, und was muss er Janine wichtig korrigieren, wenn sie „die Muskel“ anstatt „der Muskel“ sagt.
„Alles was stark und gut ist, ist männlich“. Oh je, Herr Doktor, grosser Fauxpax!
Darüberhinaus lässt er beim Fädenziehen die Bemerkung fallen, er befinde sich wieder im „Memmenzimmer“.
Und vergisst prompt beim Verbandswechsel an Janines externem Fixateur eine Metallstrebe abzukleben…
Wednesday, September 27, 2006
13. Kleinigkeiten
Ist es nicht unschön, dass Sandra und Janine aus Bettenmangel eine Nacht im „Spritzenzimmer“ zubringen mussten?
Und wenn auch dieses überfüllt ist, muss man dann ins „Fäkalienzimmer“ ausweichen, welches sich ausgerechnet IN der Damentoilette befindet?
In der Herrentoilette werden die Blumenvase verräumt, bei den Damen die Bettpfannen, Klostühle und Nachtschüsseln!?
Dafür ist die sogenannte „Besuchertoilette“ im Erdgeschoss für etwas beleibtere Menschen gar nicht mehr zugänglich. Zumal man beim Öffnen dieses Besenschrankes auf eine zweite Tür trifft, deren Öffnungswinkel den der Außentür berührt. Es erfordert also eine raffinierte „Außentür halb nach innen öffnen, um die Ecke greifen, zweite Tür schwungvoll heranziehen, gleichzeitig Außentür einen Tick schließen, sich dann durch den Spalt drücken und vielleicht die Außentür mit dem Fuß zudrücken, damit sie sich nicht mit der Innentür verkeilt und man bei sperrangelweit geöffnetem Türensystem auf der Schüssel sitzt“ -Technik.
Und wenn auch dieses überfüllt ist, muss man dann ins „Fäkalienzimmer“ ausweichen, welches sich ausgerechnet IN der Damentoilette befindet?
In der Herrentoilette werden die Blumenvase verräumt, bei den Damen die Bettpfannen, Klostühle und Nachtschüsseln!?
Dafür ist die sogenannte „Besuchertoilette“ im Erdgeschoss für etwas beleibtere Menschen gar nicht mehr zugänglich. Zumal man beim Öffnen dieses Besenschrankes auf eine zweite Tür trifft, deren Öffnungswinkel den der Außentür berührt. Es erfordert also eine raffinierte „Außentür halb nach innen öffnen, um die Ecke greifen, zweite Tür schwungvoll heranziehen, gleichzeitig Außentür einen Tick schließen, sich dann durch den Spalt drücken und vielleicht die Außentür mit dem Fuß zudrücken, damit sie sich nicht mit der Innentür verkeilt und man bei sperrangelweit geöffnetem Türensystem auf der Schüssel sitzt“ -Technik.
12. Immer wieder lustig: Das Essen
André zu Janine, während sie ihr gefrorenes Dosenkompott löffelt: „Nächstes Mal gehen wir zum Pizza Hut am Sendlinger Tor!“ Kim, die Schwäbin: „Nix, des wird gesse, des isch zahlt!“
Der serbische Pfleger: „Kaffee oder Tee?“ Die Kim: „Tee, und gibt’s was Leckeres dazu?“
“Ja.“
„Und, was denn?“
„Äh, öh, ja so was kleines, Rundes…“ sagt er und macht eine wohlformende Handbewegung. „Au ja, nehm ich!!!“ ruft Kim dazwischen und alle brechen in zweideutiges Lachen aus.
Es gibt Hühnereintopf mit verkochtem Gemüse. Kim kaut auf dem zähen Vogelfleisch herum und überlegt, wie man es noch toppen kann, möglichst viel Ungesundes auf einen Haufen in eine Mahlzeit zu packen.
Sie glaubt es kaum, aber das Abendbrot macht’s möglich: Zwei gummige Weißbrote, ein in Plastik eingeschweißtes Philadelphia Fett-Eimerchen, ein weiterer in Plastik geschweißter Frischkäse-Kräuter-Chemie-Brotaufstrich, beides haltbar bis ins Jahr 3010, ein Stück Kochwurst, ein MC-Doof Senfbeutelchen und in Öl schwimmende Kartoffeln, gespickt mit Speck, getarnt als Kartoffelsalat.
Nicht zu vergessen, die Suppe: wie immer eine undefinierbare Kräuter-Creme-Variante aus dem Regal der Maggi-Fertig-Suppen. Bisher gelang es Kim die Geschmacksvariante „Spargelcreme“ und Brocoli zu unterscheiden, alle anderen riechen und schmecken gleich.
Der serbische Pfleger: „Kaffee oder Tee?“ Die Kim: „Tee, und gibt’s was Leckeres dazu?“
“Ja.“
„Und, was denn?“
„Äh, öh, ja so was kleines, Rundes…“ sagt er und macht eine wohlformende Handbewegung. „Au ja, nehm ich!!!“ ruft Kim dazwischen und alle brechen in zweideutiges Lachen aus.
Es gibt Hühnereintopf mit verkochtem Gemüse. Kim kaut auf dem zähen Vogelfleisch herum und überlegt, wie man es noch toppen kann, möglichst viel Ungesundes auf einen Haufen in eine Mahlzeit zu packen.
Sie glaubt es kaum, aber das Abendbrot macht’s möglich: Zwei gummige Weißbrote, ein in Plastik eingeschweißtes Philadelphia Fett-Eimerchen, ein weiterer in Plastik geschweißter Frischkäse-Kräuter-Chemie-Brotaufstrich, beides haltbar bis ins Jahr 3010, ein Stück Kochwurst, ein MC-Doof Senfbeutelchen und in Öl schwimmende Kartoffeln, gespickt mit Speck, getarnt als Kartoffelsalat.
Nicht zu vergessen, die Suppe: wie immer eine undefinierbare Kräuter-Creme-Variante aus dem Regal der Maggi-Fertig-Suppen. Bisher gelang es Kim die Geschmacksvariante „Spargelcreme“ und Brocoli zu unterscheiden, alle anderen riechen und schmecken gleich.
11. Ohne Handy geht auch im Krankenhaus nichts
Kim schläft mit Schlaftablette und morphinhaltigem Schmerzmittel den Schlaf des malefitzigen Engelchens. Janine wälzt sich, weil sie ihre Dosis Novalgin bereits absorbiert hat.
Janine am nächsten Morgen empört: „Der Klingelknopf funktioniert nicht, hab ne halbe Stunde gedrückt und keiner kam. Da hab ich mit meinem Handy im Schwesternzimmer angerufen und den Thomas gebeten, mir ein Schmerzmittel vorbeizubringen.“
Seitdem verbraten die beiden ihre Aktionsminuten am Wochenende mit Anrufen im Schwesternzimmer, um Schlaftabletten, Schmerztropfen oder Motorschienen zu ordern.
Janine am nächsten Morgen empört: „Der Klingelknopf funktioniert nicht, hab ne halbe Stunde gedrückt und keiner kam. Da hab ich mit meinem Handy im Schwesternzimmer angerufen und den Thomas gebeten, mir ein Schmerzmittel vorbeizubringen.“
Seitdem verbraten die beiden ihre Aktionsminuten am Wochenende mit Anrufen im Schwesternzimmer, um Schlaftabletten, Schmerztropfen oder Motorschienen zu ordern.
10. „Ich wohne im Krankenhaus“
Inzwischen ist Kim fast täglich „außer Haus“.
Sie fährt zum ersten Mal alleine Trambahn und trifft Sonnenschein, die wegen Kreuzbänder mit knallroten Krücken durch die Gegend springt.
Der junge Mann am Handy wird vor Schreck beinahe überfahren, zwei hübsche Mädchen an Krücken in Riesensätzen an ihm vorbeileilen.
Im Coffee House, einem Selbstbedienungsladen werden die beiden sehr zuvorkommend bedient und nach ihren Wehwehchen gefragt. Zum Abschied ruft die knackige Schnitte ein „Gute Besserung Dir!“ in Kims Rücken.
„Wie, und Sonnenschein wünschst du das nicht!?“
„Ach, der geht es gut, die markiert doch nur …“
In der Apotheke diskutiert Kim mit dem Verkäufer über die bestmögliche Aufnahme von Calcium, die mindestens zwei Stunden vor oder nach dem Genuss von Kaffe stattfinden sollte. „Das ist aber ungut, ich wohne nämlich im Krankenhaus, und da stürmen die morgens um 7 Uhr herein, rufen „Guten Moagen, Guten Moagen“ und wenn ich da keinen Kaffe trinke, gehen mir beim Gang auf die Toilette die Lichter aus…“
„Sie WOHNEN im Krankenhaus …!?“
9. Wie man einen Knochen bricht, wenn man ihn danach verlängern möchte
Der niedliche Lieblingsstationsarzt erklärt das Verfahren:
„ Zuerst bohren wir den Knochen durch, so dass der ca. 0,3 mm dünne Bohrer auf der anderen Seite des Knochens wieder austritt. Da haben wir dann schon mal zwei Löcher. Das Ganze wird einige Male im Abstand von wenigen Graden wiederholt.
Diese Perforation wird rundum mit einem Meißel leicht angeklopft.
Danach reicht ein kleiner Druck mit der Hand und der Knochen bricht.“
“Urg. Also Bohren, Meißeln und mit der Hand Durchdrücken …!?“
„Genau!“ Sagt er freudestrahlend: „Bohren, Meißeln und Draufdrücken!“
„ Zuerst bohren wir den Knochen durch, so dass der ca. 0,3 mm dünne Bohrer auf der anderen Seite des Knochens wieder austritt. Da haben wir dann schon mal zwei Löcher. Das Ganze wird einige Male im Abstand von wenigen Graden wiederholt.
Diese Perforation wird rundum mit einem Meißel leicht angeklopft.
Danach reicht ein kleiner Druck mit der Hand und der Knochen bricht.“
“Urg. Also Bohren, Meißeln und mit der Hand Durchdrücken …!?“
„Genau!“ Sagt er freudestrahlend: „Bohren, Meißeln und Draufdrücken!“
Monday, September 25, 2006
8. Thrombose, die dritte
Kim macht’s sich selbst, André hat’s wenigstens versucht, nun ist Janinchen dran. Jammernd klammert sie sich an der Spritze fest und nähert sie der zusammengepressten Speckschicht ihres Oberschenkels. Piekst an. Schreckt zurück. Erneut. Es geht nicht. Das kann der junge Herr Sachsen-Pfleger nicht sehen. „Komm, wir machen das zusammen,“ umschließt ihre Hand mit der seinen und drückt sie nach unten. Janine zieht mit aller Gewalt nach oben. Pfleger erhöht den Druck, nähert sich dem Fleisch. Janine windet sich, zieht Pflegers Hand nach oben, hoch und runter, wie Armdrücken, wer ist stärker!?
Der Pfleger gibt auf. „Du musst schon lockerlassen!“
Er lässt sie los, nimmt ihren inneren Schweinehund mit und in Zeitlupe sticht sie die 2 cm in die Hautfalte hinein. Geschafft.
Morgen wollen die drei eine neue Methode ausprobieren. Thrombose Spritze aus freiem Fall. Danach wird Dart gespielt. Unklar ist, welcher Oberschenkel die Zielscheibe abgibt. Vielleicht wird der Plan zurate gezogen.
Der Pfleger gibt auf. „Du musst schon lockerlassen!“
Er lässt sie los, nimmt ihren inneren Schweinehund mit und in Zeitlupe sticht sie die 2 cm in die Hautfalte hinein. Geschafft.
Morgen wollen die drei eine neue Methode ausprobieren. Thrombose Spritze aus freiem Fall. Danach wird Dart gespielt. Unklar ist, welcher Oberschenkel die Zielscheibe abgibt. Vielleicht wird der Plan zurate gezogen.
7. Gymnastik nach Plan
Planmäßig bekommt jeder Patient Krankengymnastik. Bei Kim fing alles an. Sie bekam ihre Übungen gesagt, durfte lernen, wie man mit Krücken Treppen steigt und wurde dann erst mal vergessen. Dafür wurde Janine umso mehr getriezt. Sie bekam Doppelpack, wurde auf offenener Treppe ausgeschimpft, und musste sich aufmunternde Mit-Patienten Sprüche anhören. Der Opi im Rollstuhl: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“ Ein prolliger Fußballer mit Krücken: „Also Treppen steigen musst du hinkriegen.“ Da griff selbst die resolute Judith ein und erklärte den beiden die Hindernisse eines 800 g schweren Metallgestänges, was durch Janines Unterschenkel spießt.
Daphnes Krankengymnastik bestand in einer einzelnen Krücke, mit der sie gehen üben könne. Alleine versteht sich. Die KG’s haben ja so viel zu tun. Keine Zeit. Immer Hektik auf dem Gang.
Kim ist neidisch, weil Janine so viel Krankengymnastik bekommt und ihr Rücken unglaublich weh tut. Lieblingsstationsarzt hat’s bereits zweimal in den Plan aufgenommen aber die Brieftaube muss unterwegs in einer Bratpfanne gelandet sein, bisher zeichnet sich die KG durch Unsichtbarkeit aus. Unter der Hand erfährt Kim, dass sie „zu gut“ sei, da könne man sich „wichtigeren“ Patienten widmen. Aha! Sehr unpassend und unplanmäßig dazu fiel der schmachtende Satz einer KG-lerin: „Ach wissen Sie, Herr Doktor Lieblingsstationsarzt, ich würde ja soooo gerne mal bei einer OP dabei sein, ginge das, wir haben hier ja soooo viel Zeit …!“
Kim kocht. Wo bleibt der Plan? Auf dem Gang schnappt sie sich Kaja, findet das lautstark unfair und darf zur Belohnung an der Kletterwand im Krankengymnastik Zimmer kraxeln!
Hauptsache: 20 Kg Belastung auf dem geschlachteten Bein.
Klasse Plan!
Daphnes Krankengymnastik bestand in einer einzelnen Krücke, mit der sie gehen üben könne. Alleine versteht sich. Die KG’s haben ja so viel zu tun. Keine Zeit. Immer Hektik auf dem Gang.
Kim ist neidisch, weil Janine so viel Krankengymnastik bekommt und ihr Rücken unglaublich weh tut. Lieblingsstationsarzt hat’s bereits zweimal in den Plan aufgenommen aber die Brieftaube muss unterwegs in einer Bratpfanne gelandet sein, bisher zeichnet sich die KG durch Unsichtbarkeit aus. Unter der Hand erfährt Kim, dass sie „zu gut“ sei, da könne man sich „wichtigeren“ Patienten widmen. Aha! Sehr unpassend und unplanmäßig dazu fiel der schmachtende Satz einer KG-lerin: „Ach wissen Sie, Herr Doktor Lieblingsstationsarzt, ich würde ja soooo gerne mal bei einer OP dabei sein, ginge das, wir haben hier ja soooo viel Zeit …!“
Kim kocht. Wo bleibt der Plan? Auf dem Gang schnappt sie sich Kaja, findet das lautstark unfair und darf zur Belohnung an der Kletterwand im Krankengymnastik Zimmer kraxeln!
Hauptsache: 20 Kg Belastung auf dem geschlachteten Bein.
Klasse Plan!
6. Alles läuft nach Plan
Kim ist beunruhigt, weil unklar ist, ob der Motor an ihrem Implantat funktioniert. Jeden Tag wird mit zufällig oder nicht zufällig anwesenden Ärzten gestritten, ob man zur Sicherheit röntgen soll. Der Knochen soll durchleuchtet werden, das Röntgen wird vergessen, jeden Tag ein neues Drama. Der Lieblinsstationsarzt setzt dem Hin und Her ein Ende: „Geröngt wird nur nach Plan!“
Fragt sich, nach welchem…
Doktor Manner verspricht Klärung am Montag, so könne übers Wochenende noch mal ordentlich Gas gegeben werden und das Ergebnis endlich in mm anstatt Mikrometern gemessen werden. Kim ungeduldet sich also das ganze Wochenende. Montag früh verkündet Dr. Lieblingsstationsarzt, frisch erholt von der Wochenend-Skitour, dass „nach Plan“ am Mittwoch Röntgen angesetzt ist. Grrrrr. Wo kann man nur diesen Plan einsehen?
Gott, der Erfinder des Knochenmarknagels besteht ebenfalls auf dem Plan. Sonntag Abend auf der Treppe bestand dieser Plan in einem Röntgenbild am Montag.
Hauptsache alles läuft nach Plan.
Kim sollte am 23.01.02 in die Rehaklinik entlassen werden. Daraus wurde der 30.01, weil der Herr Kaiser (nein, nicht der freundliche Herr von der Versicherung, sondern der unwirsche vom Sozialdienst) die Anmeldung verschlampt hatte.
Ein schöner Plan. Daphne könnte nach den Messwerten ihres HB am Montag bereits das Weite suchen. So wollte es der Plan am Freitag.
Dieser Plan scheint ein ganz gewiefter Kobold zu sein, der sich wie der Formwandler aus dem Raumschiff Voyager schnellstens den gegebenen Umständen entsprechend verändert.
Fragt sich, nach welchem…
Doktor Manner verspricht Klärung am Montag, so könne übers Wochenende noch mal ordentlich Gas gegeben werden und das Ergebnis endlich in mm anstatt Mikrometern gemessen werden. Kim ungeduldet sich also das ganze Wochenende. Montag früh verkündet Dr. Lieblingsstationsarzt, frisch erholt von der Wochenend-Skitour, dass „nach Plan“ am Mittwoch Röntgen angesetzt ist. Grrrrr. Wo kann man nur diesen Plan einsehen?
Gott, der Erfinder des Knochenmarknagels besteht ebenfalls auf dem Plan. Sonntag Abend auf der Treppe bestand dieser Plan in einem Röntgenbild am Montag.
Hauptsache alles läuft nach Plan.
Kim sollte am 23.01.02 in die Rehaklinik entlassen werden. Daraus wurde der 30.01, weil der Herr Kaiser (nein, nicht der freundliche Herr von der Versicherung, sondern der unwirsche vom Sozialdienst) die Anmeldung verschlampt hatte.
Ein schöner Plan. Daphne könnte nach den Messwerten ihres HB am Montag bereits das Weite suchen. So wollte es der Plan am Freitag.
Dieser Plan scheint ein ganz gewiefter Kobold zu sein, der sich wie der Formwandler aus dem Raumschiff Voyager schnellstens den gegebenen Umständen entsprechend verändert.
Tuesday, September 19, 2006
5.2 Thrombose, die zweite
Die Tür fliegt auf, die russische Schwester stürmt lächelnd herein, bewaffnet mit drei Heparin gefüllten Spritzen.
André wird es Janine in den Oberschenkel spritzen, sie wird das selbst nie können und er soll es schon mal für später lernen.
André holt aus, sticht beherzt zu und zieht vor lauter Schreck die Spritze wieder aus dem Fleisch zurück.
Und vor lauter Schwung gleich noch mal rein.
Und raus.
Er lässt einfach nicht im richtigen Moment los. Ein Schrei, ein Tropfen Blut ein nicht mehr zu haltendes Dreibett-Zimmer samt Schwester und Freund André, die sich Bauchweh anlachen.
Die Schwester nimmt ihm die Spritze aus der Hand, fährt mit dem Lappen über den Oberschenkel und drückt die Spritze darin aus.
„Du bist doof!“ schreit Janine. „Es blutet!“ Zum Beweis hält sie den „blutigen Lappen“ hoch, ein 1 mal 1 cm³ große Desinfektion-Tüchlein.
„Das übst du aber noch mal“ rät ihm Kim Tränen kichernd. „Nimm am besten die Spritze mit nach Hause und übe an einem Schnitzel.“
„Oder besser mit dem Zahnstocher in einen Apfel! So wie der André reinhaut, steckt die Nadel sonst nur im Daumen drin!“ raunzt Janine und nimmt sich fest vor, die nächste Spritze lieber doch selbst zu setzen.
André wird es Janine in den Oberschenkel spritzen, sie wird das selbst nie können und er soll es schon mal für später lernen.
André holt aus, sticht beherzt zu und zieht vor lauter Schreck die Spritze wieder aus dem Fleisch zurück.
Und vor lauter Schwung gleich noch mal rein.
Und raus.
Er lässt einfach nicht im richtigen Moment los. Ein Schrei, ein Tropfen Blut ein nicht mehr zu haltendes Dreibett-Zimmer samt Schwester und Freund André, die sich Bauchweh anlachen.
Die Schwester nimmt ihm die Spritze aus der Hand, fährt mit dem Lappen über den Oberschenkel und drückt die Spritze darin aus.
„Du bist doof!“ schreit Janine. „Es blutet!“ Zum Beweis hält sie den „blutigen Lappen“ hoch, ein 1 mal 1 cm³ große Desinfektion-Tüchlein.
„Das übst du aber noch mal“ rät ihm Kim Tränen kichernd. „Nimm am besten die Spritze mit nach Hause und übe an einem Schnitzel.“
„Oder besser mit dem Zahnstocher in einen Apfel! So wie der André reinhaut, steckt die Nadel sonst nur im Daumen drin!“ raunzt Janine und nimmt sich fest vor, die nächste Spritze lieber doch selbst zu setzen.
5. 1. Die erste Thrombose Spritze
Man drückt die obere Fettschicht am Oberschenkel zusammen und sticht senkrecht mit der 2cm langen Nadel hinein.
Ganz einfach oder?
Janine lacht. André guckt entsetzt, die Omi richtet sich neugierig im Bett auf, so sieht sie besser. Alle gucken gespannt.
Kim ist nicht sicher, ob sie das schafft. Sie versucht sich zu konzentrieren.
- Ok, also Spritze in Position, keine Ahnung wie ich das machen soll! Ausatmen, noch mal ausatmen, noch einmal. Atmen nicht vergessen.
„Do hot ses eine ghaut mit voller Wucht“ kreischt die Omi, Janine bekommt einen Lachkrampf.
Kim starrt auf die Spritze, die in ihrem Bein steckt und hin und her baumelt. Sie hat es noch nicht einmal gemerkt.
Nun zappeln sie auf ihren Betten und bersten vor lachen, weil eine sich ihre Thrombose Spritze ins Bein gerammt hat.
So ist der Krankenhaus Alltag.
Monday, September 18, 2006
5. Des Klump funktioniert nicht
Die Email aus der winzigen Studenten Mediothek an der Ludwig-Maximilian-Uniklinik erreichte alle: Juchee, bereits 2,5 mm verlängert!
Drei Tage vor dieser frohen Botschaft ereignete sich folgendes:
Kim weiss nun, woran sie das Motorgeräusch des Verlängerungsmarknagels erinnert: Ein auf einer Schiene entgleister Märklin Eisenbahnzug.
Gefällt ihr gar nicht. Sie fragt den niedlichen Lieblingsstationsarzt ob es ok sei, wenn es „zzzzzzt, örrgh“ mache. Er lacht niedlich.
- „zzzzzzt, örrgh? Nein-nein, eher „sssssssss“.
- Ups.
- Ok, ich hör mir das mal an.
Er horcht mit seinem eigenen Stethoskop an Kims Knochen, drückt das gelbe Knöpfchen, grinst und bricht in heiteres Gelächter aus.
“Stimmt, aber eher ein sssssssth, ääääääärkh… Hier willst du auch mal horchen!?“
Der Arzt im praktischen Jahr übernimmt konzentriert, verzieht keine Miene, er scheint gar nichts zu hören. Dann macht er „krrrrrrrsschhhhh“.
- Oh! Und!? Kim ist sehr verunsichert.
“Der hat keine Ahnung, der hört das zum ersten Mal. Aber es klingt tatsächlich komisch, wir werden das auf dem Röntgenbild besser sehen.“
Auf dem Röntgenbild sah man rein gar nichts. Janine meinte irgendwo ein schwarzes Fitzelchen zu sehen, was auf der allerersten Aufnahme noch nicht vorhanden war. Aber eine Lücke von 3 mm zwischen den Knochenenden entsprechend der Gleichung 1mm/Tag*3 Tage Anwendung=3 mm Verlängerung nach drei Tagen!?
Kim fragt eine Schwester, diese druckst, gibt dann zu, nix zu sehen. Man sah nix. Wenns nicht funktioniert muss der Verlängerungsmarknagel ausgetauscht werden. Neue Op, bitte wieder von Anfang an lesen…
Kim zog los, sie krückte ziellos durch München und begegnete prompt den Schwestern Herz Jesu. War das nun ein schlechter Witz oder Fügung?
“Dürfen wir Ihnen von Gottes Stimme erzählen?“
„Von dieser Stimme könnte ich jetzt ne gute Antwort gebrauchen. Ich bin aus dem Krankenhaus ausgebüchst und wenn ich Pech habe, wird es mir morgen richtig mies gehen!“
Die Frauen schweigen betroffen. Dann wiederholen sie ihren Eingangssatz und fügen hinzu: „Dürfen wir sie noch was fragen?“
“Hm, es ist ja schon lustig, ausgerechnet in diesem Moment die Schwestern vom Herzen Jesu zu treffen. Wenn ich zuhöre, muss ich dann in eine Sekte eintreten?“
Sehr betroffenes Schweigen.
„Nein, wir wollen Ihnen nur eine Botschaft überbringen!“
„Soso. Gehören Sie zu dieser Kirche dahinten?“
„??? Äh, nein, wir verkünden nur den Menschen die Botschaft der Propheten.“
Kim beendete das Gespräch, nahm dankend ein Prospektchen an und balancierte an ihren Gehhilfen durch Schneeregen sehr nachdenklich zurück ins Krankenhaus.
Dort wartete bereits Professor Manner und versuchte sie davon zu überzeugen, dass der Nagel auseinanderfahre.
“Man sieht aber nix.“
„Doch-doch, schauen sie!“
„Da ist nix.“
“Also, ich erkläre ihnen das jetzt ein einziges Mal, ja!? Hören sie gut zu …“ Er erklärte das Fitzelchen auf dem jüngst geknipsten Röntgenbild zum eindeutigen Beweis dass der Nagel auseinanderfahre.
„Er fährt immer auseinander! Sie wissen das doch, Frau Dorchert!“
Als Professor Manner draußen ist, erzählt Frau Dorchert, dass ihr Nagel damals vor zehn Jahren nicht funktionierte und in weiteren Operationen noch zweimal ausgetauscht werden musste. Kim will an das Fitzelchen glauben. Und möglichst bald ein neues Röntgenbild sehen.
Sie muss nur die Ungeduld überwinden und ihre Frohnatur auspacken, dann wird alles gut.
Und dass sich die Geduld gelohnt hat, kann man hier sehen.
Mit Stolz konnte Kim jede Woche ein neues Bild in ihrem Zimmer an die Wand hängen!
Nicht alle Freunde fanden das cool, die Zartbeseiteten rannten erschrocken rückwärts zur Türe hinaus ...
Monday, September 11, 2006
4. Das erste Abenteuer: Rolltreppen
Drei Tage nach der Operation. Gerade eben wurde der Schlauch aus dem Rückenmark gezogen und das Gehen an Krücken geübt.
Kalli passt kaum noch in das von Besuchern überfüllte Zimmer, deshalb schnappt Kim ihre knallroten Krücken und schlägt ein „Spaziergängle“ vor.
Auf dem Flur gesellt sich noch die Flughafenbekanntschaft zu dem munteren Trüppchen und man entfernt sich vom Zimmer.
Nach dem endlos schiefen Kafka-Flur mit langen Holzbänken klettern sie drei Stiegen nach unten und befinden sich im düsteren Erdgeschoss neben der Fäkalienkammer. So ist das hier auf Station 3 der Max-Mil-Klinik in München. Da gibt es ein Fäkalienzimmer.
Aggressive Kunst leitet an der Wand entlang zum einzigen Kaffe-Automaten und dem Kabuff aus Holz, genannt Rezeption.
Nicht unbedingt die Umgebung, in der man lieben Besuch empfangen möchte.
Also lieber kurz raus an die frische Luft.
„Oh ist das schön hier draussen!“
Vorsichtig stockelt Kim Kallis Riesenschritten hinterher, die Flughafenbekanntschaft hält sich in sicherer Nähe.
„Hihi, komm wie gehen einen trinken, hier gibt's doch nette Kneipen“ witzelt sie, denn ihr schlechtes Gewissen erinnert sie daran, dass sie schon hurtig zwei Querstrassen vom Krankenhaus entfernt Richtung U-Bahn stapft und nicht mal dem Pflegepersonal bescheid gesagt hatte.
Kalli dröhnt mit seiner tiefen Stimme „Ja gerne! Na, wie fühlst du dich denn? Du bist ja schon recht fit, oder!?“
Wie so oft in Kims Leben decken sich äußerer Schein und innerer Zustand nicht hundert-prozentig. Aber es ist so toll hier draußen! Nur noch ein paar Schrittchen. So weit es eben geht.
Es geht bis zur U-Bahn Station am Sendlinger Tor, an den Rückweg hatte selbstverständlich niemand gedacht.
Kim ist fertig wie ein Schnitzel, wo ist nur das verdammte Café Mozart!?
Ihre Knie baumeln gummiartig, Schwielen wachsen an den Händen. Das mache ich alles nur fürs Wellenreiten denkt sie sich und bekommt einen Schweißausbruch, als sie sieht, wie Kalli auf den Verkehr zustürmt.
„Wir halten für dich die Autos an, das Café finden wir schon.“
Da fährt auch schon die erste Tram dicht an Flughafen-Bekanntschafts Nase vorbei. Kim röchelt.
„Sollen wir lieber zurückgehen? Du musst das entscheiden, hier, wir nehmen die Unterführung mit der Rolltreppe!“
Super! Mit letzter Kraft hangelt sich Kim zur Rolltreppe und erstarrt augenblicklich vor Schreck. Sie blickt auf ein alles in die Tiefe reißende Laufband und weiß nicht mit welchem Bein sie losgehen muss.
Zuerst die Krücken, operiertes Bein und dann wie beim Stabhochsprung nach vorne kippen und drei Meter tiefer fallen?
Zuerst gesundes Bein, mit Krücken hängen bleiben, nach hinten kippen und sich das Kreuz brechen?
Kalli geht auf der rasanten Treppe kontinuierlich nach oben, die Flughafenbekanntschaft sichert Kim den Rücken. Sie selbst schaltet das denkende Ich aus. Adrenalin pur! Bungee Jumping ist ein Klax dagegen! Sie steht lachend und zitternd auf der Treppe!
Bis sie das Ende der Treppe sieht.
„Hilfe, Kalli, halt`s an, das Ding, mit welchem Bein! Zuerst?!“
„Dem Gesunden natürlich“
„Dem Operierten selbstverständlich“ tönt es zeitgleich von vorne wie hinten.
„Halts an, Halts an!“ kreischt es aus der Mitte.
Ein Ruck, die Treppe hält, Kim fällt. Beinahe. In Kallis Arme.
Warum auch immer, die Rolltreppe steht. Einen Schrecken in den Gliedern stürmen die drei zum nächsten Aufzug.
Zurück im Krankenzimmer sitzt Kim stolz auf der Bettkante und fragt den Chirurgen mit fröhlichstem Lächeln:
„Hallo Professor Manner, wissen Sie, wo ich heute war!? Am Sendlinger Tor!“
Der Manner wurde weißer als die Wand und ging einen Schritt zurück: WO waren sie…!?
Kalli passt kaum noch in das von Besuchern überfüllte Zimmer, deshalb schnappt Kim ihre knallroten Krücken und schlägt ein „Spaziergängle“ vor.
Auf dem Flur gesellt sich noch die Flughafenbekanntschaft zu dem munteren Trüppchen und man entfernt sich vom Zimmer.
Nach dem endlos schiefen Kafka-Flur mit langen Holzbänken klettern sie drei Stiegen nach unten und befinden sich im düsteren Erdgeschoss neben der Fäkalienkammer. So ist das hier auf Station 3 der Max-Mil-Klinik in München. Da gibt es ein Fäkalienzimmer.
Aggressive Kunst leitet an der Wand entlang zum einzigen Kaffe-Automaten und dem Kabuff aus Holz, genannt Rezeption.
Nicht unbedingt die Umgebung, in der man lieben Besuch empfangen möchte.
Also lieber kurz raus an die frische Luft.
„Oh ist das schön hier draussen!“
Vorsichtig stockelt Kim Kallis Riesenschritten hinterher, die Flughafenbekanntschaft hält sich in sicherer Nähe.
„Hihi, komm wie gehen einen trinken, hier gibt's doch nette Kneipen“ witzelt sie, denn ihr schlechtes Gewissen erinnert sie daran, dass sie schon hurtig zwei Querstrassen vom Krankenhaus entfernt Richtung U-Bahn stapft und nicht mal dem Pflegepersonal bescheid gesagt hatte.
Kalli dröhnt mit seiner tiefen Stimme „Ja gerne! Na, wie fühlst du dich denn? Du bist ja schon recht fit, oder!?“
Wie so oft in Kims Leben decken sich äußerer Schein und innerer Zustand nicht hundert-prozentig. Aber es ist so toll hier draußen! Nur noch ein paar Schrittchen. So weit es eben geht.
Es geht bis zur U-Bahn Station am Sendlinger Tor, an den Rückweg hatte selbstverständlich niemand gedacht.
Kim ist fertig wie ein Schnitzel, wo ist nur das verdammte Café Mozart!?
Ihre Knie baumeln gummiartig, Schwielen wachsen an den Händen. Das mache ich alles nur fürs Wellenreiten denkt sie sich und bekommt einen Schweißausbruch, als sie sieht, wie Kalli auf den Verkehr zustürmt.
„Wir halten für dich die Autos an, das Café finden wir schon.“
Da fährt auch schon die erste Tram dicht an Flughafen-Bekanntschafts Nase vorbei. Kim röchelt.
„Sollen wir lieber zurückgehen? Du musst das entscheiden, hier, wir nehmen die Unterführung mit der Rolltreppe!“
Super! Mit letzter Kraft hangelt sich Kim zur Rolltreppe und erstarrt augenblicklich vor Schreck. Sie blickt auf ein alles in die Tiefe reißende Laufband und weiß nicht mit welchem Bein sie losgehen muss.
Zuerst die Krücken, operiertes Bein und dann wie beim Stabhochsprung nach vorne kippen und drei Meter tiefer fallen?
Zuerst gesundes Bein, mit Krücken hängen bleiben, nach hinten kippen und sich das Kreuz brechen?
Kalli geht auf der rasanten Treppe kontinuierlich nach oben, die Flughafenbekanntschaft sichert Kim den Rücken. Sie selbst schaltet das denkende Ich aus. Adrenalin pur! Bungee Jumping ist ein Klax dagegen! Sie steht lachend und zitternd auf der Treppe!
Bis sie das Ende der Treppe sieht.
„Hilfe, Kalli, halt`s an, das Ding, mit welchem Bein! Zuerst?!“
„Dem Gesunden natürlich“
„Dem Operierten selbstverständlich“ tönt es zeitgleich von vorne wie hinten.
„Halts an, Halts an!“ kreischt es aus der Mitte.
Ein Ruck, die Treppe hält, Kim fällt. Beinahe. In Kallis Arme.
Warum auch immer, die Rolltreppe steht. Einen Schrecken in den Gliedern stürmen die drei zum nächsten Aufzug.
Zurück im Krankenzimmer sitzt Kim stolz auf der Bettkante und fragt den Chirurgen mit fröhlichstem Lächeln:
„Hallo Professor Manner, wissen Sie, wo ich heute war!? Am Sendlinger Tor!“
Der Manner wurde weißer als die Wand und ging einen Schritt zurück: WO waren sie…!?
Monday, September 04, 2006
3. Wozu Schmerzen ertragen, wenn am Ende doch die Bettpfanne droht!?
(...) Mit der linken Hand zieht sie sich am Bettgalgen hoch, in der rechten hält sie das Telefon, vor ihrem Gesicht baumelt das Betäubungsgerät und ums Bett herum stehen Pfleger, Chirurg und die Anästhesistin. Letztere beendete das Drama kurzerhand mit einer opiumhaltigen Infusion und schickt Kim für ein paar wohlige Stunden ins Reich der Träume.
Irgendwann mischt sich eine zum Zerreißen gespannte Blase ins Unterbewusstsein, Kim erwacht und stellt fröhlich fest, dass sie ihr gesundes Bein wieder bewegen kann.
Die Schmerzen sind opiumgetränkt, nichts hindert daran, sich aus dem Bett zu schwingen und auf den Weg zur Toilette am anderen Ende des Gangs zu begeben.
Einen Tag nach der OP. Sandra konnte das auch.
Daher soll der Pfleger seine olle Bettpfanne gleich wieder mitnehmen, kommt gar nicht in Frage, auf einer Schüssel hocken, das geht nicht, Kim faselt von Blockade, das hatte ihr Sandra beigebracht.
„Trauen sie sich den Gang zur Toilette wirklich zu? Immerhin war ihr Bein bis vor zwei Stunden noch taub und gelähmt!?“ miesmachte der gerade frisch eingestellte blutjunge Pfleger.
„Wir könnten sie doch auf diesen Klostuhl hier setzten…“
Bitte !?
Ein Stuhl mit einem Loch in der Mitte, da hocke ich dann mitten im Zimmer? Und dafür habe ich das Betäubungsgerät ausgeschaltet und Höllenqualen ertragen!?
No way, denkt Kim. "Blockade" ruft sie aus.
Gegen den Gang spricht die Beschaffenheit des Rollstuhls, weil der keine Beinablage hat, so dass der Pfleger gezwungenermaßen Kims Bein in gestreckter Position halten muss. Schliesslich kann sie es noch nicht so lange anheben. Kurz nach der Op.
Mit einer Hand am Bein, mit der anderen den Stuhl schiebend bugsiert Herr Pfleger die Patientin in gebückter Haltung zwischen den zwei Betten Richtung Ausgang. Dabei wirft er sämtliche Krücken und Stühle im beengten Zimmer um und tritt rückwärts gegen die Tür um sie zu öffnen.
“Oh je, ich glaube, mir geht die Kraft aus“ jammerte Kim „ich kann das Bein nicht mehr halten“
„Aber das sollen sie ja gar nicht, ich merke schon, dass sie ihre Muskeln spannen, ihr Bein wiegt ja gar nichts“ gibt der gebeutelte Pfleger in gebückter Haltung zurück. „Lassen sie locker, vertrauen sie mir!“
Kim spannt noch mehr an.
O Gott, jetzt geht es um die Kurve zur Toilettentür, der Rollstuhl passt gerade mal rein und steckt sofort fest. Der Pfleger managt unter Einsatz sämtlicher Körperextremitäten einschließlich Kinn und Zehen das Zuziehen der Toilettenkabine.
“Ich gehe jetzt nach draußen, entspanne mich einen Moment, bis sie fertig sind. Dann hole ich sie wieder und wenn sie heute Nacht noch mal müssen, dann nehmen sie die Bettpfanne!“
Irgendwann mischt sich eine zum Zerreißen gespannte Blase ins Unterbewusstsein, Kim erwacht und stellt fröhlich fest, dass sie ihr gesundes Bein wieder bewegen kann.
Die Schmerzen sind opiumgetränkt, nichts hindert daran, sich aus dem Bett zu schwingen und auf den Weg zur Toilette am anderen Ende des Gangs zu begeben.
Einen Tag nach der OP. Sandra konnte das auch.
Daher soll der Pfleger seine olle Bettpfanne gleich wieder mitnehmen, kommt gar nicht in Frage, auf einer Schüssel hocken, das geht nicht, Kim faselt von Blockade, das hatte ihr Sandra beigebracht.
„Trauen sie sich den Gang zur Toilette wirklich zu? Immerhin war ihr Bein bis vor zwei Stunden noch taub und gelähmt!?“ miesmachte der gerade frisch eingestellte blutjunge Pfleger.
„Wir könnten sie doch auf diesen Klostuhl hier setzten…“
Bitte !?
Ein Stuhl mit einem Loch in der Mitte, da hocke ich dann mitten im Zimmer? Und dafür habe ich das Betäubungsgerät ausgeschaltet und Höllenqualen ertragen!?
No way, denkt Kim. "Blockade" ruft sie aus.
Gegen den Gang spricht die Beschaffenheit des Rollstuhls, weil der keine Beinablage hat, so dass der Pfleger gezwungenermaßen Kims Bein in gestreckter Position halten muss. Schliesslich kann sie es noch nicht so lange anheben. Kurz nach der Op.
Mit einer Hand am Bein, mit der anderen den Stuhl schiebend bugsiert Herr Pfleger die Patientin in gebückter Haltung zwischen den zwei Betten Richtung Ausgang. Dabei wirft er sämtliche Krücken und Stühle im beengten Zimmer um und tritt rückwärts gegen die Tür um sie zu öffnen.
“Oh je, ich glaube, mir geht die Kraft aus“ jammerte Kim „ich kann das Bein nicht mehr halten“
„Aber das sollen sie ja gar nicht, ich merke schon, dass sie ihre Muskeln spannen, ihr Bein wiegt ja gar nichts“ gibt der gebeutelte Pfleger in gebückter Haltung zurück. „Lassen sie locker, vertrauen sie mir!“
Kim spannt noch mehr an.
O Gott, jetzt geht es um die Kurve zur Toilettentür, der Rollstuhl passt gerade mal rein und steckt sofort fest. Der Pfleger managt unter Einsatz sämtlicher Körperextremitäten einschließlich Kinn und Zehen das Zuziehen der Toilettenkabine.
“Ich gehe jetzt nach draußen, entspanne mich einen Moment, bis sie fertig sind. Dann hole ich sie wieder und wenn sie heute Nacht noch mal müssen, dann nehmen sie die Bettpfanne!“
Friday, September 01, 2006
2. Ein Schlauch im Rücken
Gerade eben noch in Berlin, dann auf einen Sprung in die Alpen, später im Kino wachte Kim in einem fremden Bett im Anästhesieraum auf.
Sie hatte die 7-stündige OP hinter sich und fühlte sich wie an einem Sonntagmorgen kurz vor dem Brunch.
Augen auf, was bietet mir das Leben! Oh, ein operiertes Bein, ok. Ups, das kann ja bewegt werden. Cool. Und sogar aus eigener Kraft angehoben.
Aber hoppla, was ist denn das für ein tauber Mehlsack daneben, das müsste doch ein gesundes bewegungsfähiges Beinchen sein!? Keine Chance. Liegt da wie tot und ist pelzig. Weh tut nix, dafür steckt ja ein dünner Schlauch in ihrem „Bioport“ im Rücken und versorgt sie mit Medikamenten. Keine Kopfschmerzen, kein Schlechtigkeitsgefühl, sie plaudert lustig mit Sandras Mama, nimmt Anrufe entgegen, freut sich und vergisst am nächsten Tag fast alles wieder.
Auf jeden Fall möchte sie nun sofort ihr gesundes Bein bewegen, das ist ja lächerlich, findet sie. Der Schlauch im Rückenmark scheint direkt an der Nervenwurzel vom gesunden Beins zu liegen, so dass dieses die volle Packung des Medikamentenmixes abbekommt. So viel, dass ein gesundes Bein im Kampf gegen die Schwerkraft den Kürzeren zieht.
Kim entscheidet auf die Betäubung zu verzichten mit der Aussicht, am nächsten Tag das Bett verlassen zu können. Das Gerät, welches ständig vor ihrer Nase baumelt und kontinuierlich Schmerzmittel über den Bioport im Rücken abgibt wird ausgeschaltet.
Die folgende Nacht übersteht sie nur durch die Entschlossenheit der Anästhesistin, die ein hochdosiertes Mittel mehrfach direkt ins Ventil des Schlauches spritzt!!!
Am nächsten Morgen ist das gesunde Bein bis zum unteren Rücken taub. Wie ärgerlich. Keine Chance aufstehen zu können. Kim grübelt und hadert und beschließt gemeinsam mit dem Pfleger das Gerät erneut so lange abzuschalten, bis die Schmerzen wiederkommen. Vielleicht ist das Bein schneller wieder tauglich als die Schmerzen zurück.
Fleißig übt sie ihr operiertes Bein an der Motorschiene, zieht sich am Bettgalgen hoch um das Kreuzbein zu entlasten und spürt langsam aber sicher feine Nädelchen im unteren Rücken.
Als es wirklich weh tut, sagt sie dem Pfleger bescheid. Er wird der Anästhesie bescheid sagen, die nach einer guten halben Stunden eintrudelt und das Gerät erst mal niedrig dosiert in Gang bringt.
„Oh, das war ja ausgeschaltet. Das dauert jetzt aber sicher 'ne Stunde, bis eine Wirkung einsetzt.“
„!!!???“
Kim ist bereits im Zustand erweiterter Schmerzempfindung, soll heißen, das Ganze wirkt sich als körperliche Anstrengung aus. Sie ringt nach Atem und wundert sich, dass die Schmerzen vom Kreuzbein ausgehen und in das gesunde Bein ausstrahlen während das operierte Bein friedlich auf der Motorschiene schläft.
Ob sie etwa vom Operationstisch gefallen ist?
Sandra beruhigt, ihre geniale österreichische Schnauze und ihr trockener Humor bringen Kim wieder zum Lachen. Dabei sieht sie vor Schmerzen die Wand nicht mehr.
Die Anästhesie wird nervös und schaltet das Gerät auf volle Kanne.
Es ist der Tag nach der OP, man rechnet selbstverständlich mit Schmerzen, aber doch nicht im Rücken und in einem gesunden Bein!?
Also das muss der Chirurg untersuchen.
Die Anästhesie eilt davon.
Eine halbe Stunde später kommt eine weitere Anästhesistin, meldet, die Chirurgie wisse bescheid, die Neurologie sei auf dem Weg. Und schaltet das Betäubungsgerät wieder ab.
Für eine neurologische Rückenuntersuchung darf ein Patient nicht unter Einwirkung von Schmerzmitteln stehen.
Kim windet sich derweil unter heftigem Schluchzen, durchsetzt von irrem Lachen, denn weder Sandra noch sie verstehen, wieso ein unangetastetes Bein und ein Rücken weh tun, während ein mit Nägel und Schrauben malträtiertes Bein gefühlstauglich und schmerzfrei daneben liegt.
So lange die Kraft hält, zieht Kim sich am Galgen hoch, das entlastet und lindert den Schmerz. Beim Loslassen piekst der Schlauch im Rücken und ein Feuerstrahl schießt ins Bein. So vergeht eine lange Stunde. Vom Chirurgen keine Spur, der Stationsarzt kann erfreut mitteilen, dass es sich sicher nicht um einen Bandscheiben Vorfall handelt.
Wo bleibt ein Schmerzmittel?
Eine weitere Stunde später verspricht der Chirurg dem Neurologen bescheid zu sagen...!?
Alle sind sehr besorgt, denn Kim leidet offensichtlich nicht nur unter Schmerzen sondern wird auch noch abwechselnd von Fieber und irrem Lachen geschüttelt.
In diesem Moment klingelt das Telefon.
Weiß der Teufel welcher Irrsinn verantwortlich für das Abheben des Telefonhörers war.
Ein erbarmungswürdiges rauh unterbrochenes Aufheulen (sollte hiessen: hallooo?) überzeugte den völlig verstörten Karl, dass dies kein guter Tag für einen Besuch wäre.
Sie hatte die 7-stündige OP hinter sich und fühlte sich wie an einem Sonntagmorgen kurz vor dem Brunch.
Augen auf, was bietet mir das Leben! Oh, ein operiertes Bein, ok. Ups, das kann ja bewegt werden. Cool. Und sogar aus eigener Kraft angehoben.
Aber hoppla, was ist denn das für ein tauber Mehlsack daneben, das müsste doch ein gesundes bewegungsfähiges Beinchen sein!? Keine Chance. Liegt da wie tot und ist pelzig. Weh tut nix, dafür steckt ja ein dünner Schlauch in ihrem „Bioport“ im Rücken und versorgt sie mit Medikamenten. Keine Kopfschmerzen, kein Schlechtigkeitsgefühl, sie plaudert lustig mit Sandras Mama, nimmt Anrufe entgegen, freut sich und vergisst am nächsten Tag fast alles wieder.
Auf jeden Fall möchte sie nun sofort ihr gesundes Bein bewegen, das ist ja lächerlich, findet sie. Der Schlauch im Rückenmark scheint direkt an der Nervenwurzel vom gesunden Beins zu liegen, so dass dieses die volle Packung des Medikamentenmixes abbekommt. So viel, dass ein gesundes Bein im Kampf gegen die Schwerkraft den Kürzeren zieht.
Kim entscheidet auf die Betäubung zu verzichten mit der Aussicht, am nächsten Tag das Bett verlassen zu können. Das Gerät, welches ständig vor ihrer Nase baumelt und kontinuierlich Schmerzmittel über den Bioport im Rücken abgibt wird ausgeschaltet.
Die folgende Nacht übersteht sie nur durch die Entschlossenheit der Anästhesistin, die ein hochdosiertes Mittel mehrfach direkt ins Ventil des Schlauches spritzt!!!
Am nächsten Morgen ist das gesunde Bein bis zum unteren Rücken taub. Wie ärgerlich. Keine Chance aufstehen zu können. Kim grübelt und hadert und beschließt gemeinsam mit dem Pfleger das Gerät erneut so lange abzuschalten, bis die Schmerzen wiederkommen. Vielleicht ist das Bein schneller wieder tauglich als die Schmerzen zurück.
Fleißig übt sie ihr operiertes Bein an der Motorschiene, zieht sich am Bettgalgen hoch um das Kreuzbein zu entlasten und spürt langsam aber sicher feine Nädelchen im unteren Rücken.
Als es wirklich weh tut, sagt sie dem Pfleger bescheid. Er wird der Anästhesie bescheid sagen, die nach einer guten halben Stunden eintrudelt und das Gerät erst mal niedrig dosiert in Gang bringt.
„Oh, das war ja ausgeschaltet. Das dauert jetzt aber sicher 'ne Stunde, bis eine Wirkung einsetzt.“
„!!!???“
Kim ist bereits im Zustand erweiterter Schmerzempfindung, soll heißen, das Ganze wirkt sich als körperliche Anstrengung aus. Sie ringt nach Atem und wundert sich, dass die Schmerzen vom Kreuzbein ausgehen und in das gesunde Bein ausstrahlen während das operierte Bein friedlich auf der Motorschiene schläft.
Ob sie etwa vom Operationstisch gefallen ist?
Sandra beruhigt, ihre geniale österreichische Schnauze und ihr trockener Humor bringen Kim wieder zum Lachen. Dabei sieht sie vor Schmerzen die Wand nicht mehr.
Die Anästhesie wird nervös und schaltet das Gerät auf volle Kanne.
Es ist der Tag nach der OP, man rechnet selbstverständlich mit Schmerzen, aber doch nicht im Rücken und in einem gesunden Bein!?
Also das muss der Chirurg untersuchen.
Die Anästhesie eilt davon.
Eine halbe Stunde später kommt eine weitere Anästhesistin, meldet, die Chirurgie wisse bescheid, die Neurologie sei auf dem Weg. Und schaltet das Betäubungsgerät wieder ab.
Für eine neurologische Rückenuntersuchung darf ein Patient nicht unter Einwirkung von Schmerzmitteln stehen.
Kim windet sich derweil unter heftigem Schluchzen, durchsetzt von irrem Lachen, denn weder Sandra noch sie verstehen, wieso ein unangetastetes Bein und ein Rücken weh tun, während ein mit Nägel und Schrauben malträtiertes Bein gefühlstauglich und schmerzfrei daneben liegt.
So lange die Kraft hält, zieht Kim sich am Galgen hoch, das entlastet und lindert den Schmerz. Beim Loslassen piekst der Schlauch im Rücken und ein Feuerstrahl schießt ins Bein. So vergeht eine lange Stunde. Vom Chirurgen keine Spur, der Stationsarzt kann erfreut mitteilen, dass es sich sicher nicht um einen Bandscheiben Vorfall handelt.
Wo bleibt ein Schmerzmittel?
Eine weitere Stunde später verspricht der Chirurg dem Neurologen bescheid zu sagen...!?
Alle sind sehr besorgt, denn Kim leidet offensichtlich nicht nur unter Schmerzen sondern wird auch noch abwechselnd von Fieber und irrem Lachen geschüttelt.
In diesem Moment klingelt das Telefon.
Weiß der Teufel welcher Irrsinn verantwortlich für das Abheben des Telefonhörers war.
Ein erbarmungswürdiges rauh unterbrochenes Aufheulen (sollte hiessen: hallooo?) überzeugte den völlig verstörten Karl, dass dies kein guter Tag für einen Besuch wäre.
1. Die Flughafenbekanntschaft
Wenn sie nur endlich an ihren Rucksack drankäme. Obwohl sie brav dem Schild „Gepäckausgabe“ folgt, sieht sie bereits zum dritten mal, wie ihr Rucksack hinter der Glascheibe im Kreis herum fährt!
Sie muss lachen, als ihr die Meute aus dem Flugzeug mit ärgerlichem Blick wiederholt entgegenkommt. Am besten erst mal hier im Gang bleiben und beobachten, wer aus welcher Richtung hinter dem Fenster auftaucht.
„Hei, du weißt wie man zur Gepäckausgabe kommt?“ Kai kam aus der entgegengesetzten Richtung, er war einer anderen planlosen Meute hinterhergelaufen.
„Noch nicht, aber warte einen Moment!“
Er stellt sich neben Kim und gemeinsam beobachten sie die inzwischen wütenden Menschen. Wie sie im Gang auf und ablaufen, sich die Nase platt an der Scheibe drücken und immer wieder auf ein teures Samsung Schalenköfferchen deuteten: „ Schnell, Herbert, unser Koffer, verdammt, wo geht es denn hinein, der Koffer fährt ja wieder weg!“
Eine halbe Stunde später fahren Kim und Kai in die Berge.
Um 16 Uhr sollte sie im Krankenhaus sein, hatte keine Verabredung und keineen Drang so kurz vor ihrem neuen Leben mit alten Bekannten zu reden.
„Was machst du jetzt, hast du Zeit und Lust mit mir einen Kaffe zu trinken?“ überrumpelt sie daher kurzerhand den eben kennengelernten Kai.
„Äh, Ja! Gerne… ich werde abgeholt, wir müssten kurz in der Sturmkaserne vorbei“.
Die Sturmkaserne ist tatsächlich ein Bundeswehrbau, denn Kai ist Offizier bei der Luft und Raumfahrt Division. Urgs. Kims glaubt das nicht, sie piesakt den Soldaten mit pazifistischen Aussagen und Fragen über das Theaterspiel Bundeswehr.
Kai ist sehr spontan, er findet es auch nicht peinlich vor seinem Vorgesetzten eine steife Haltung einzunehmen oder ein albernes blaues Käppi (genannt Schiffchen) auf dem Kopf zu balancieren. Er schlägt einfach einen Ausflug in die Berge vor.
Wo kann man sich besser auf eine Operation vorbereiten als am Wendelstein, einer Schneeschönheit, die für 17 Euro zu haben ist? Am Spitzingensee, der nämlich nix kostet aber einen Rundweg im knietiefen Schnee sowie die urige „Wurzhüttn“ mit Haxn und Weißbier bietet.
Eine Stunde vor ihrer Anreise auf den Zauberberg stopft sie sich also mit Bauchspeck, Haxn und Wildschwammerl Suppe voll. Danach albern die beiden eine Weile im weißen Pulver herum, zappeln „Engelchen“ in den Schnee und schließlich bringt Kai, vollendeter Gentelmn, das völlig ruhige Mädchen in die Klinik.
Ist ja auch nix dabei. Sich mal eben schnell für 6 Monate an Krücken zu begeben.
Kim bezieht ihr Bett neben Sandra. Nach der Arzt-Visite gehen sie erst mal zu Mac Donalds um die Ecke und danach ins Kino.
Was für ein Tag. Sollen die mich doch operieren, mir kann nichts passieren, denkt Kim, als sie ihrem Inneren Lächeln eine Gute Nacht wünscht. Das Lächeln platzt und wird ein zufriedenes Lachen, während sie einschlummernd den Tag Revue passieren lässt.
Sie muss lachen, als ihr die Meute aus dem Flugzeug mit ärgerlichem Blick wiederholt entgegenkommt. Am besten erst mal hier im Gang bleiben und beobachten, wer aus welcher Richtung hinter dem Fenster auftaucht.
„Hei, du weißt wie man zur Gepäckausgabe kommt?“ Kai kam aus der entgegengesetzten Richtung, er war einer anderen planlosen Meute hinterhergelaufen.
„Noch nicht, aber warte einen Moment!“
Er stellt sich neben Kim und gemeinsam beobachten sie die inzwischen wütenden Menschen. Wie sie im Gang auf und ablaufen, sich die Nase platt an der Scheibe drücken und immer wieder auf ein teures Samsung Schalenköfferchen deuteten: „ Schnell, Herbert, unser Koffer, verdammt, wo geht es denn hinein, der Koffer fährt ja wieder weg!“
Eine halbe Stunde später fahren Kim und Kai in die Berge.
Um 16 Uhr sollte sie im Krankenhaus sein, hatte keine Verabredung und keineen Drang so kurz vor ihrem neuen Leben mit alten Bekannten zu reden.
„Was machst du jetzt, hast du Zeit und Lust mit mir einen Kaffe zu trinken?“ überrumpelt sie daher kurzerhand den eben kennengelernten Kai.
„Äh, Ja! Gerne… ich werde abgeholt, wir müssten kurz in der Sturmkaserne vorbei“.
Die Sturmkaserne ist tatsächlich ein Bundeswehrbau, denn Kai ist Offizier bei der Luft und Raumfahrt Division. Urgs. Kims glaubt das nicht, sie piesakt den Soldaten mit pazifistischen Aussagen und Fragen über das Theaterspiel Bundeswehr.
Kai ist sehr spontan, er findet es auch nicht peinlich vor seinem Vorgesetzten eine steife Haltung einzunehmen oder ein albernes blaues Käppi (genannt Schiffchen) auf dem Kopf zu balancieren. Er schlägt einfach einen Ausflug in die Berge vor.
Wo kann man sich besser auf eine Operation vorbereiten als am Wendelstein, einer Schneeschönheit, die für 17 Euro zu haben ist? Am Spitzingensee, der nämlich nix kostet aber einen Rundweg im knietiefen Schnee sowie die urige „Wurzhüttn“ mit Haxn und Weißbier bietet.
Eine Stunde vor ihrer Anreise auf den Zauberberg stopft sie sich also mit Bauchspeck, Haxn und Wildschwammerl Suppe voll. Danach albern die beiden eine Weile im weißen Pulver herum, zappeln „Engelchen“ in den Schnee und schließlich bringt Kai, vollendeter Gentelmn, das völlig ruhige Mädchen in die Klinik.
Ist ja auch nix dabei. Sich mal eben schnell für 6 Monate an Krücken zu begeben.
Kim bezieht ihr Bett neben Sandra. Nach der Arzt-Visite gehen sie erst mal zu Mac Donalds um die Ecke und danach ins Kino.
Was für ein Tag. Sollen die mich doch operieren, mir kann nichts passieren, denkt Kim, als sie ihrem Inneren Lächeln eine Gute Nacht wünscht. Das Lächeln platzt und wird ein zufriedenes Lachen, während sie einschlummernd den Tag Revue passieren lässt.
Thursday, August 31, 2006
Jeder Moment im Leben ist die Erfüllung eines Wunsches, oder eine neue Herausforderung für die Seele.
0. Auf zu neuen Ufern
Erzählen wollte ich davon, wie sich Kim am frühen Morgen um sechs Uhr auf den Weg machte. Zum Flughafen. Ins Krankenhaus. In ein anderes Leben.
Kim hatte sich entschieden, ihr zu kurz geratenes Bein zu verlängern. So etwas ist heutzutage möglich. Es ist keine besonders heitere Aktion, es geht leider auch nicht über Nacht, aber es geht. Und das Besondere daran, wie es heutzutage geht: durch minimalinvasive Eingriffe wird ein Metallstab mit elektromagnetischem Antrieb im Knochen versenkt. Danach wird das Ganze wieder zugemacht und fertig ist die Präparation, mit der man sein Bein fortan 1 Milimeter pro Tag in die Länge zerren kann. So ungefähr. In aller Kürze.
Mehr zur Technik: www.beinverlaengerung.de
Nun ist es keineswegs so, dass man mit 5 cm Beinlängendifferenz nicht leben könnte, das geht sogar recht gut, mit allerlei Tricks. Schuhe werden durch hässliche Absätze malträtiert, man geht barfuss und stellt dabei das kurze Bein auf die Zehenspitze, manchmal tut es auch ein einzelner Badeschlappen als Schuherhöhung.
Kim trickste hervorragend und blendete die Möglichkeit aus, dass Rückenprobleme und allerlei hässlichge Dinge auf sie zukommen würden. Sie war überdies eine Waserratte, ein Surfer Girl und schaffte es, entgegen ärztlicher Prophezeiungen mit ihrem 5 cm kürzeren Bein und zertrümmerten Kniegelenk ihre Lieblingssportart Sportart auszuüben.
Aber sie bewegte sich auf einer zarten Wolke aus Glas. In regelmäßigen Abständen holte sie die Realität ein, zwang ihr Kreuzbandplastik, Gelenkspiegelung, unermüdliche Krankengymnastik und durch Überlastung entstandene Entzündungen im Surf-Urlauben auf.
Wann genau, warum und wie der Entschluss zustande kam, eine Beinverlängerung durchzuführen und damit 20 Jahren „Schieflage“ ein Ende zu setzen ist schwer zu sagen. Als ihr Inneres Ich sich auf den Deal einließ, sechs Monate an Krücken gegen 50 weiter Jahre ohne Schuherhöhung einzutauschen, ihre Firma sie eben gekündigt hatte, und ihr Freund an all dem kein Interesse zeigte, versteigerte sie kurzerhand das Innenleben ihrer Wohnung bei ebay, ließ den Freund zurück und fuhr nach Spanien. Bevor sie sich ans Messer liefern würde, musste sie noch ein Jahr im VW-Bus durch Südspanien reisen, auf die Stimme des Meeres horchen, Windsurfen, Klettern und Menschen treffen.
Sie musste lange mit ihrem giftigen Kampfgeist ringen, bis sie sich endlich traute den möglichen Risiken die Stirn zu bieten: z.B. die vergleichsweise popelige Versteifung des Beines, Thrombosen, Nichtfunktionieren des Implantates, Knochenmarkseiterung bis hin zum völligen KO, welches aus Aberglauben niemals beim Namen genannt wird.
Aber das zu erwartende Ergebnis war einfach zu umwerfend, die Höhle der Angst zu eng.
Kim hatte alles ordentlich geplant, verschiedene Kliniken besucht, mit Krankenkassen gestritten, auf ihre Ernährung geachtet, das Kiffen aufgegeben und schließlich nach der optimalen Mondphase für den OP-Termin gesucht.
Es war perfekt.
Sie feierte noch mal ordentlich, betrank sich reichlich, verabschiedete sich von Freunden und ihrem kürzeren Bein.
Wie gesagt, es war perfekt.
Aber plötzlich war sie allein. Trieb sich am Flughafen herum und fühlte Trauer. Abschied.
Ups. Wo war noch mal die Perfektion geblieben? Hatte sie die etwa in Berlin vergessen?
Nach der Landung in München war es 9 Uhr morgens. Kim sollte erst um 16 Uhr in der Klinik sein und wusste nun nichts mehr mit sich anzufangen. Wahrscheinlich würde sie die nächsten 5 Stunden ziellos durch München umherwandern um bloß keine Minute zu früh im Krankenhaus aufzuschlagen.
[ Was dann passierte folgt in Kürze ]
Erzählen wollte ich davon, wie sich Kim am frühen Morgen um sechs Uhr auf den Weg machte. Zum Flughafen. Ins Krankenhaus. In ein anderes Leben.
Kim hatte sich entschieden, ihr zu kurz geratenes Bein zu verlängern. So etwas ist heutzutage möglich. Es ist keine besonders heitere Aktion, es geht leider auch nicht über Nacht, aber es geht. Und das Besondere daran, wie es heutzutage geht: durch minimalinvasive Eingriffe wird ein Metallstab mit elektromagnetischem Antrieb im Knochen versenkt. Danach wird das Ganze wieder zugemacht und fertig ist die Präparation, mit der man sein Bein fortan 1 Milimeter pro Tag in die Länge zerren kann. So ungefähr. In aller Kürze.
Mehr zur Technik: www.beinverlaengerung.de
Nun ist es keineswegs so, dass man mit 5 cm Beinlängendifferenz nicht leben könnte, das geht sogar recht gut, mit allerlei Tricks. Schuhe werden durch hässliche Absätze malträtiert, man geht barfuss und stellt dabei das kurze Bein auf die Zehenspitze, manchmal tut es auch ein einzelner Badeschlappen als Schuherhöhung.
Kim trickste hervorragend und blendete die Möglichkeit aus, dass Rückenprobleme und allerlei hässlichge Dinge auf sie zukommen würden. Sie war überdies eine Waserratte, ein Surfer Girl und schaffte es, entgegen ärztlicher Prophezeiungen mit ihrem 5 cm kürzeren Bein und zertrümmerten Kniegelenk ihre Lieblingssportart Sportart auszuüben.
Aber sie bewegte sich auf einer zarten Wolke aus Glas. In regelmäßigen Abständen holte sie die Realität ein, zwang ihr Kreuzbandplastik, Gelenkspiegelung, unermüdliche Krankengymnastik und durch Überlastung entstandene Entzündungen im Surf-Urlauben auf.
Wann genau, warum und wie der Entschluss zustande kam, eine Beinverlängerung durchzuführen und damit 20 Jahren „Schieflage“ ein Ende zu setzen ist schwer zu sagen. Als ihr Inneres Ich sich auf den Deal einließ, sechs Monate an Krücken gegen 50 weiter Jahre ohne Schuherhöhung einzutauschen, ihre Firma sie eben gekündigt hatte, und ihr Freund an all dem kein Interesse zeigte, versteigerte sie kurzerhand das Innenleben ihrer Wohnung bei ebay, ließ den Freund zurück und fuhr nach Spanien. Bevor sie sich ans Messer liefern würde, musste sie noch ein Jahr im VW-Bus durch Südspanien reisen, auf die Stimme des Meeres horchen, Windsurfen, Klettern und Menschen treffen.
Sie musste lange mit ihrem giftigen Kampfgeist ringen, bis sie sich endlich traute den möglichen Risiken die Stirn zu bieten: z.B. die vergleichsweise popelige Versteifung des Beines, Thrombosen, Nichtfunktionieren des Implantates, Knochenmarkseiterung bis hin zum völligen KO, welches aus Aberglauben niemals beim Namen genannt wird.
Aber das zu erwartende Ergebnis war einfach zu umwerfend, die Höhle der Angst zu eng.
Kim hatte alles ordentlich geplant, verschiedene Kliniken besucht, mit Krankenkassen gestritten, auf ihre Ernährung geachtet, das Kiffen aufgegeben und schließlich nach der optimalen Mondphase für den OP-Termin gesucht.
Es war perfekt.
Sie feierte noch mal ordentlich, betrank sich reichlich, verabschiedete sich von Freunden und ihrem kürzeren Bein.
Wie gesagt, es war perfekt.
Aber plötzlich war sie allein. Trieb sich am Flughafen herum und fühlte Trauer. Abschied.
Ups. Wo war noch mal die Perfektion geblieben? Hatte sie die etwa in Berlin vergessen?
Nach der Landung in München war es 9 Uhr morgens. Kim sollte erst um 16 Uhr in der Klinik sein und wusste nun nichts mehr mit sich anzufangen. Wahrscheinlich würde sie die nächsten 5 Stunden ziellos durch München umherwandern um bloß keine Minute zu früh im Krankenhaus aufzuschlagen.
[ Was dann passierte folgt in Kürze ]
„Auf zu neuen Ufern“
Auf besondere Anfrage für das Team der Extremitätenverlängerung.
Berlin im April 2004
_________________________
Zu diesem Abschnitt
Eine Geschichte entsteht. Sie ähnelt auf bestechende Art dem kuriosen Alltag Deines Arbeitsplatzes. Oder sie liest sich wie die Beschreibung von diesem lustigen Abend in Deiner WG. Warst du einmal in einem anderen Land, wachsen die Geschichten an den Straßenlaternen zum Himmel empor.
Du, geneigter Leser, meinst, Dich wiederzufinden, in Szenen oder typischen Gesten, die Dich wie selbstverständlich an Dir bekannte Personen erinnern.
Die Geschichte wirkt immer erfunden. Sie ist echt.
Berlin im April 2004
_________________________
Zu diesem Abschnitt
Eine Geschichte entsteht. Sie ähnelt auf bestechende Art dem kuriosen Alltag Deines Arbeitsplatzes. Oder sie liest sich wie die Beschreibung von diesem lustigen Abend in Deiner WG. Warst du einmal in einem anderen Land, wachsen die Geschichten an den Straßenlaternen zum Himmel empor.
Du, geneigter Leser, meinst, Dich wiederzufinden, in Szenen oder typischen Gesten, die Dich wie selbstverständlich an Dir bekannte Personen erinnern.
Die Geschichte wirkt immer erfunden. Sie ist echt.
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