Thursday, January 04, 2007

Im Speisesaal: Konrad und Heidemarie

Der Speisesaal war bevölkert mit Menschen fortgeschrittenen Alters, an Krücken, im Rollstuhl, besonders dicke und besonders bandagierte. Kim selektierte das Geschehen aus der Vogelperspektive. Zu gemischt waren ihre Gefühle und voller Vorurteile gegen das Sanatorium der alternden alten Menschen. Wo sind die ganzen Kreuzbandrisse, die leicht verunglückten Snowboardfahrer, mit denen sie beim therapeutischen Klettern ihren Spaß haben würde?

Ein Kellner fängt sie ab, geleitet sie an ihren Platz. Am Tisch sitzen Konrad, Heidemarie und Markus. Oberflächlich gesehen ebenfalls eine Generation älter als Kim, aber wenigstens nur eine!

Spätestens nach dem zweiten Frühstück hat Kim die Vogelperspektive mit Warp neun verlassen, ihre Tischnachbarn liebgewonnen und bereits drei neue Lachfalten erworben.
Getreu nach Konrads Lieblingsspruch: „Manche homs Lachfalten, ondre eben Tränensäcke!“

Konrad ist ein lustiger urbayrischer Sprücheklopfer, ein junggebliebenes Kaschperle, so dass Kims inneres Ich den allgemeinen Altersunterschied bereits eingeebnet hat.
Sie lacht los, als Konrad ganz erstaunt Heidemaries Lebensgeschichte kommentiert: „Was, dein Mann ist erst fünfzig!?“
"So alt schon!?". Peinliche Stille. Klar. Konrad ist bestimmt auch schon fünfzig oder drüber. Kim ist halt erst 30.
Das innere Ich bemerkt, wie es sich über jeden Altersunterschied hinwegsetzten kann.
Diese Anpassung funktioniert in beide Richtungen erinnert es sich, denn mit der 18jährigen Nichte sprang Kim auf Hip-Hop Partys herum, kaufte alberne Klamotten und ging als 23jährige "coole" Tante durch.

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